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Jens Baas
Vorsitzender des Vorstands
bei Die Techniker
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Karriere Level
Führungskraft
“Gründe ‘ne Rockband! Das hab’ ich mit 14 leider verpasst, das hätte man machen sollen”, weiß Jens Baas rückblickend, der heute den Beruf des Vorsitzenden des Vorstands bei der Techniker ausübt. “Das Coolste an meinem Job ist an einem Thema zu arbeiten, das wirklich wichtig für die Menschen ist.”

Transkript

Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich...?

Erstens würde ich ihm sicher raten, weiterhin an allen Themen interessiert zu sein. Es ist extrem wichtig, ein breites Spektrum zu haben und sich für viele Dinge zu interessieren, also würde ich ihm raten, spezialisiere dich nicht, sondern interessiere dich weiter für viele Dinge. Zweitens, für die Berufswahl, würde ich ihm wahrscheinlich raten, mach das, was dir Spaß macht, denn man sieht an meinem Lebenslauf, nachher kommt sowieso etwas anderes raus, als du am Anfang geplant hast. Also mach immer das, was dir Spaß macht, dann ist es auch am besten. Man sollte nie seinen Beruf nach Geld oder solchen Sachen aussuchen, sondern nur was einem Spaß macht. Und dritter Rat, ganz persönlich würde ich ihm definitiv raten, gründe eine Rockband. Das habe ich mit 14 leider verpasst. Das hätte man machen sollen.

Was steht auf Deiner Visitenkarte?

Auf meiner Visitenkarte steht Doktor Jens Baas, Vorsitzender des Vorstands der Techniker Krankenkasse.

Was ist das Coolste an Deinem Job?

Das Coolste an meinem Job ist, an einem Thema zu arbeiten, was wirklich wichtig für die Menschen ist. Krankenversicherung ist nicht wie, ich erfinde ein neues Computerspiel, sondern ist etwas, was alle Menschen brauchen. Das heißt hier, an einem wirklich wichtigen Thema mitzuarbeiten und dort gestaltend mitarbeiten zu können, wirklich selber was beeinflussen zu können, das ist mit Abstand das Coolste an meinem Job.

Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?

Die größte Einschränkung ist in der Tat, dass man öffentlicher wird, als man es vorher gewesen ist und öffentlich zu sein ist, was mir jetzt nicht besonders viel Spaß macht. Also dass Dinge in der Presse erscheinen, dass man auf einmal über sein Einkommen in der Presse lesen muss, dass Fotos von einem erscheinen, wo man es nicht haben möchte. Also diese Art der Öffentlichkeit, die finde ich eher unangenehm.

Worum geht es in Deinem Job?

Ja, die Techniker Krankenkasse ist eine gesetzliche Krankenkasse in Deutschland, die größte gesetzliche Krankenkasse in Deutschland, wir sind in Hamburg beheimatet und von daher kann man meinen Job auch relativ einfach vergleichen mit einem Kapitän. Mein Job ist dafür zu sorgen, festzulegen, was sind die Ziele der Techniker Krankenkasse? Was wollen wir erreichen? Wo wollen wir hin? Dazu stimme ich mit meinen Kollegen und Mitarbeitern ab. Wir überlegen, was ist das Ziel? Ich muss dann als zweites überlegen, wie kommen wir zu diesem Ziel hin? Also festlegen, was ist die Strategie? Wie erreichen wir dieses Ziel? Wie machen wir uns auf den Weg? Was sind die Mittel, um dieses Ziel durchzusetzen? Auch dazu, es ist keine Aufgabe, die ich ganz alleine machen kann, sondern dazu haben wir viele Besprechungen, viele Diskussionen. Mein Beruf ist eine Zusammensetzung aus verschiedenen Komponenten. Das ist zum einen, ich unterhalte mich sehr viel mit unseren Mitarbeitern. Das heißt, wir führen Diskussionen über verschiedene Themen, überlegen uns, wie wir vorankommen. Ιch höre, was unsere Mitarbeiter überhaupt als Themen im Moment belastet, beschäftigt, was sie für Ideen haben. Das heißt, dieses Sprechen mit Mitarbeitern ist ein relativ großer Teil meiner Aufgabe. Natürlich spreche ich sehr viel mit Versicherten, denn man muss ja, wenn man ein Produkt anbietet, mit dem reden, für den man das Produkt macht. Man muss sich überlegen, was wollen die Versicherten überhaupt von uns? Teil meiner Arbeit ist es auch, uns nach außen zu vertreten, das heißt, ich mache politische Lobbyarbeit, bin viel in Berlin, spreche mit Politikern, versuche unsere Positionen dort durchzusetzen. Und natürlich gehört auch Pressearbeit dazu. Auch die Vertretung der Techniker Krankenkasse nach außen ist auch Teil meines Berufs. Das alles sage ich mal in verschiedenen Mischungen, gepaart mit Außenauftritten, zum Beispiel bei wissenschaftlichen Veranstaltungen oder bei Podiumsdiskussionen in ständig neuer Zusammensetzung, führt dazu, dass mein Beruf eigentlich gar keinen typischen Tag hat, sondern jeder Tag anders ist. Das macht es aber auch besonders spannend. In Hamburg habe ich, wie Sie sagen, relativ viele Meetings, bin aber auch in Deutschland sehr viel unterwegs. Wir sind ja eine bundesweite Krankenkasse, wir haben überall Mitarbeiter, wir haben überall Versicherte. Von daher ist Teil meines Berufs natürlich auch, überall unterwegs zu sein, mit den Mitarbeitern, mit den Versicherten zu reden. Ich würde sagen, im Schnitt bin ich sicher so zwei bis drei Tage die Woche unterwegs und zwei Tage bin ich hier in der Techniker Krankenkasse in Hamburg.

Wie sieht Dein Werdegang aus?

Ich bin aufgewachsen in relativ verschiedenen Orten, längste Zeit in Bad Mergentheim, habe da eine Zeit lang gelebt, in Mainz, viel umgezogen in meiner Jugend. Nach dem Abitur habe ich Wehrdienst gemacht. Das gab es damals noch, ganz normale 18 Monate Wehrdienstzeit. Habe dann lange überlegt, was ich studieren sollte. Auswahl war damals Kybernetik, das war damals ein sehr modernes Fach und schon immer Medizin, Chirurgie hat mich immer interessiert. Habe mich dann nach einigem hin- und herüberlegen in der Tat für die Medizin entschieden. Habe in Heidelberg und in den USA Medizin studiert, danach in Heidelberg an der Universitätsklinik angefangen zu arbeiten, auch in der Chirurgie, hauptsächlich in der Transplantationschirurgie. Ich bin dann nach Münster gegangen, mit meinem damaligen Chef, der hat mich dann mitgenommen nach Münster, habe dort weiter Transplantationschirurgie gemacht. Das ganze für fünf Jahre. Das heißt, ich war knapp fünf Jahre in der Chirurgie tätig und hatte dann überlegt, um jetzt ein guter Chefarzt zu werden, fehlt mir eigentlich noch betriebswirtschaftliches Know how, denn das lernt man in Medizinstudium nicht. Aber um eine Uniklinik zu führen, muss man auch etwas über Betriebswirtschaft wissen. Studieren wollte ich nicht mehr. Deswegen habe ich gesagt, gut, dann gehe ich jetzt ein Jahr in Unternehmensberatungen und lerne in dem einen Jahr extrem viel über Betriebswirtschaft, dann gehe ich zurück in Chirurgie und werde ein richtig guter Chefarzt. Das war der Plan. Ich bin dann zur Boston Consulting Group gegangen, habe dort allerdings dann elf Jahre verbracht und nicht eines, weil es mir einfach so extrem gut gefallen hat, sodass dieser Plan zurückzugehen nicht funktioniert hat. Bei Boston Consulting habe ich im ersten Jahr vor allen Dingen Banken beraten, dann den Automobilsektor, denn Automobil ist ein Thema, was mich privat sehr interessiert, deshalb hat mir der Sektor viel Spaß gemacht und bin dann mehr zufällig wieder ins Gesundheitssystem reingerutscht. Das war auch nicht geplant, es gab ein großes Projekt und man brauchte jemand, der das machen konnte. Und da hat man gemeint, ich als Arzt könnte das ja. Ich habe dann festgestellt, dass mir Gesundheitssystem auch aus der Sicht extrem viel Spaß macht, weil es ein sehr kompliziertes Thema ist. Das ist eben nicht so die einfache Käufer-Verkäufer Beziehung, sondern es ist alles sehr viel komplizierter im Gesundheitssystem. So bin ich da hängengeblieben. In den letzten vier Jahren dann als zuständiger Partner bei BCG für die Themen Gesundheitssysteme in Europa. In der Funktion bin ich dann neben vielen anderen Krankenkassen auch mit der Techniker Krankenkasse in Kontakt gekommen. Dass mich eines Tages mein Vorgänger fragte, ob ich mir nicht auch vorstellen könnte, Vorstand bei der Techniker Krankenkasse zu werden, statt Beratung zu machen. Das habe ich mir eine Weile hin- und herüberlegt, weil natürlich die Beratung ja auch sehr viel Spaß gemacht hat. Aber die Herausforderung für so ein großes Unternehmen, wir werden immerhin ein DAX orientiertes Unternehmen, wenn wir börsennotiert werden, für so ein Unternehmen in so einem wichtigen Thema Verantwortung zu haben, hat mich dann doch so gereizt, dass ich gesagt habe, ich gehe zur Techniker Krankenkasse. Das habe ich vor dreieinhalb Jahren gemacht, zunächst als Mitglied des Vorstands und jetzt seit zwei Jahren als Vorstandsvorsitzender.

Ginge es auch ohne Deinen Werdegang?

Meine Position könnte man definitiv auch ohne meinen Werdegang einnehmen, denn niemand hat meinen Werdegang und es gibt auch andere, die eine ähnliche Position wie meine haben. Ich glaube der Werdegang war im Nachhinein extrem positiv geeignet dafür, weil ich die Medizin gesehen habe. Ich habe die Betriebswirtschaft gesehen. Ich kenne die pharmazeutische Industrie, ich kenne Medizintechnische Industrie. Das sind alles Dinge, die mir natürlich extrem viel bringen auf meinem jetzigen Posten. Von daher, im Nachhinein sieht es aus wie geplant, war es aber nicht, kommt aber ganz gut zusammen. Ich glaube, man muss zum einen zielorientiert sein, man muss wissen, wo man hin möchte, muss aber gleichzeitig mit Teams umgehen können. Das heißt, all die Dinge, die man hier macht, kann man nicht alleine erreichen, die muss man immer mit verschiedenen Menschen erreichen. Von daher ist es sehr wichtig zu wissen, wo man hinwill, dann aber mit anderen Leuten zu diskutieren, wie man dorthin kommt. Am Schluss muss man es dann auch wieder selber entscheiden. Aber der Zwischenschritt, das mit vielen zu diskutieren, ist extrem wichtig und das muss man auch können.

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