Transkript
Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich!
Erstens, scheiß dich nicht an, passt eh so, du wirst das schon machen. Zweitens, rede weiter italienisch, weil sonst vergisst du alles, wenn du es nicht regelmäßig tust. Und drittens, die Pickel gehen irgendwann weg, scheiß dich nicht an. Ist wieder eins. Also, scheiß dich nicht an, wäre mein, das ist der top Rat, glaube ich, an Menschen jeden Alters. Scheiß dich nicht an, das ist alles... Ich sage immer, ist nur Radio, oder ist nur Fernsehen, das ist alles nicht so schlimm.
Was steht auf Deiner Visitenkarte?
Also auf meiner Visitenkarte steht Andreas Knoll, kennen wird man mich wahrscheinlich eher unter Andi Knoll. Berufsbezeichnung, ich weiß gar nicht, was da drauf steht, aber ich würde mal sagen, ich bin Moderator.
Was ist das coolste an Deinem Job?
Ich würde für mich behaupten, dass ich jetzt kein besonders eitler Mensch bin, was natürlich gelogen ist, weil jeder ist eitel, und jeder freut sich über Rückmeldungen. Deswegen glaube ich, funktionieren Social Media Dinge so gut, weil früher hatte man als normaler Mensch keine Möglichkeit, Feedback zu bekommen, außer von den ewig gleichen Leuten. Jetzt heutzutage ist ja jeder irgendwie draußen im Internet, und kriegt Rückmeldungen von wildfremden Menschen. Und das ist auch das tolle an diesem Job, dass man dauernd Rückmeldungen kriegt auf das, was man tut. Die müssen nicht immer positiv sein, aber man kriegt Bestätigung. Und das ist das lässige an diesem Job, dass man nebenbei ganz gutes Geld verdient, ist auch angenehmen, und vor allem, dass der Job halt wirklich jeden Tag was anderes ist. Ja, also, es gibt sicher andere Jobs auch, die abwechslungsreich sind, aber bei mir ist halt, in der Zusammenstellung gibt es diese eine Sendung nur einmal. Morgen gibt es zwar vielleicht wieder ähnliche Musik, aber es wird ein anderer Beitrag, es wird ein anderes Thema sein, ein anderer Tag.
Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?
Es gibt Meinungsumfragen, es gibt Mappings, es gibt Strategien, es gibt den Chef, es gibt Abteilungsleiter, es gibt Kollegen, also die Summe der Dinge, die man so hört, wie man hier moderieren soll, plus die eigene Persönlichkeit ist dann manchmal im Kopf so, wenn man das Mikrofon hier aufmacht, ja, dann wird es rot, und manchmal habe ich - scheiße, was ich jetzt, wie geht das jetzt nochmal - und dieses, jetzt mal frei von der Leber weg, das glaube ich, ist eine Illusion, das geht nicht. Das soll auch nicht sein, weil es sollte ja wohl überlegt sein. Ich glaube auch nicht, dass man hier sehr glücklich wird, wenn man irrsinniges, missionarisches Sendungsbewusstsein hat. Ich stehe total auf Trash Metal Punk aus den 80ern, und zwar aber nur den britischen, den irischen finde ich zum Kotzen, und ich möchte Österreich davon überzeugen, lieber nicht. Also es ist, Musik bei uns ist, wir wissen, was Österreich gerne für Musik hört, und diese Musik spielen wir, ja. Dass unsere Musikredaktion natürlich an manchen Stellen schon versucht, durchaus mal was runterzubringen, und sagt, können wir das mal probieren? Aber im Prinzip ist das alles sehr mathematisch. Unromantisch fast. Also da hat man, glaube ich, ist man auch schlecht beraten, und wie überall, in jeder Firma, glaube ich aber auch einfach, dass man einfach mal Dinge machen muss. Exekutieren, Dinge, die sich andere ausgedacht haben, wo man selber findet, naja.
Worum geht es in Deinem Job?
Also wir sind hier im Sendestudio des größten österreichischen Radiosenders Ö3, den jeden Tag 2,8 Millionen Leute hören. Und mein Job hier ist, da hinein reden, meistens was sinnvolles, gelingt nicht immer dieses Vorhaben. Mein Job ist, das, was andere da draußen rundherum vorbereitet haben, gebaut haben, dann zu servieren mit ein bisschen dem, was der Kellner halt so macht, schauen, ob es eh hübsch liegt, ob nicht irgendwie das Salatblatt schimmelt. Wenn das Salatblatt schimmelt, dann entweder das Salatblatt verstecken unter dem Schnitzel, oder wegschmeißen, oder zurück in die Küche schicken. Aber im Prinzip servieren. Also nachdem ich hier zwei Sendungen moderiere, nämlich den Ö3 Wecker und die Mittagssendung, die Mittagscharts, gibt es auch zwei Modelle. Ich stehe entweder um halb vier spätestens auf, und bin dann von fünf bis neun auf Sendung. Und danach gibt es noch eine Nachbesprechung, aber so, im Prinzip, um elf ist der Tag dann fürs erste Mal gelaufen. Am Abend dann wieder vorbereiten, und um acht Uhr schlafen gehen. Und die andere Variante ist Mittagssendung, von zwölf bis 14 Uhr, das heißt, da bin ich dann immer so um halb acht, acht da. Auch wieder Sitzungen, Vorbereitung, vielleicht noch schnell essen gehen in die Kantine vor man auf Sendung geht. Und dann nach der Sendung eigentlich recht bald nach Hause. Die große Schwierigkeit sozusagen bei Ö3, dass die Menschen das umfassende Paket von uns erwarten, und auch kriegen sollen, nämlich dass der Moderator auf Ö3 sich auskennt, wie die neue von Lady Gaga heißt, theoretisch auch den Nahost-Konflikt erklären könnte, wobei da schreit dann größere .. , und dann nebenbei noch gut gelaunt ist, sich nicht verspricht, und ja, möglichst authentisch ist.
Wie sieht Dein Werdegang aus?
Also ich bin ja jetzt schon recht alt, 41 einhalb, und habe eigentlich bis jetzt erst einen Job gemacht, nämlich Moderator. Also ich habe keinerlei Berufserfahrung sonstiger Natur, ich war, seit ich denken kann, bin ich beim Radio. Ich habe Handelsakademie gemacht, und bin neben der Schule, war ich bereits bei einem Südtiroler Radiosender, die für Nordtirol Programm gemacht haben. So richtige Radiopiraten waren das damals noch. Und damals war ein Kollege, der ist dann zum ORF gegangen, und hat gesagt, die zahlen das, was ausgemacht war, und sogar pünktlich. Und das kannte ich nicht. Und dann habe ich mich beim ORF beworben, und habe, nicht, weil ich so geldgierig bin, aber es hat irgendwie interessant geklungen, und habe so ein Assessment Center gemacht, und habe dann ein Praktikum gekriegt bei Ö3, und habe angefangen mit Dominik Heinzel Kaffee holen und Bänder schneiden und so. Ja, und nach dem Praktikumsmonat haben sie gefragt, ob ich da bleiben will, und das ist jetzt ungefähr 20 Jahre her, nächstes Jahr werden es 20 Jahre. Und seitdem habe ich einfach so ziemlich alles gemacht, was man moderieren konnte, zu jeder Tageszeit, zu jeder Nachtzeit, jeden Inhalt. Und irgendwann, so ab '99, kam dann Fernsehen dazu. Also Songcontest Kommentar, und dann auch im Bild moderieren diverser Shows.
Ginge es auch ohne Deinem Werdegang?
Ich glaube, Radio und Fernsehen geht aus dem Stand, entweder man kann es, oder man kann es nicht. Man hat da ein Talent dafür oder nicht. Es gibt Leute, die sind jahrelang dabei und sind halt immer noch recht hölzern, und irgendwie nicht besonders authentisch. Trotzdem braucht man eine gewisse Berufserfahrung. Also es geht natürlich, allein schon die Technik hier braucht eine gewisse Erfahrung, und dann auch, dass man sich einfach traut, sich hinzusetzen vor ein Mikrofon, und man selbst zu sein. Ja, also, wenn ich mir jetzt von mir alte Sendungen anhöre und schaue, dann krampft es mich immer ein. Fremdschämen für die eigene Person, weil allein diese Sprache, die man versucht so am Anfang zu sprechen, ich habe ein Mikrofon und da muss ich jetzt radiomäßig sprechen, das ist eine Anfängerkrankheit, und die legt sich dann. Auf der anderen Seite natürlich weiß man dann schon so viel über den Job, dass das manchmal irrsinnig verkopft alles wird, und da beneide ich mich dann manchmal wieder, so wie ich früher war, nämlich einfach gerade drauf los, Blödsinn reden.
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Andi Knoll
“Dass der Moderator sich auskennt, wie die Neue von Lady Gaga heißt, theoretisch auch den Nahostkonflikt erklären könnte und dann nebenbei noch gut gelaunt ist, sich nicht verspricht und möglichst authentisch ist”, ist das Gesamtpaket, das Moderator Andi Knoll bei Hitradio Ö3 serviert. Sein Fazit: “Entweder man kann’s oder kann’s nicht.”