Transkript
Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich...?
3 Ratschläge an dein 14-jähriges Ich ... Da gäbe es auf jeden Fall mehr als drei. Also ganz wichtig ist einmal: Sei selbstbewusst, weil das war ich vor meinem Job überhaupt nicht. Ich war sehr schüchtern dadurch, dass ich sehr viel Mobbing in der Schulzeit erlebt habe. Dadurch habe ich das Vertrauen in die Menschen verloren und das habe ich da bei atempo erst wieder lernen müssen und eben auch durch den Job, weil ich so viel unterwegs bin, treffe ich so viele verschiedene Menschen. Und da habe ich gemerkt: „Ok, man wird gar nicht so schlecht akzeptiert, wenn man eine Behinderung hat“. Also Selbstbewusstsein ist einmal ein großer Tipp. Einfach an sich selbst glauben ist ein ganz großer Tipp und wirklich daran glauben, dass die Fähigkeiten, die man hat, sich verwirklichen lassen.
Was steht auf Deiner Visitenkarte?
Was steht auf deiner Visitenkarte? Mein Name ist Melanie Wimmer, arbeite bei der Firma atempo und meine Position ist „Expertin für Barrierefreiheit“.
Was ist das Coolste an Deinem Job?
Was ist das Coolste an deinem Job? Am allercoolsten finde ich die Reisen. Also ich bin sehr viel im Ausland unterwegs. Ich war in Rom, ich war in England, ich war in Tschechien, ich war in Finnland aufgrund eines EU-Projektes, das wir mit atempo zusammen gemacht haben. Wir haben dabei gegenseitig die Länder besucht, gegenseitig die Einrichtungen besucht sozusagen, geschaut, was „der andere“ macht. Nebenbei ist es auch ganz spannend, weil ich immer wieder auf neue Leute treffe. Es ist niemals gleich, es hört sich jetzt zwar alltäglich an, aber man trifft immer wieder jemand anderen, man lernt viel über sich selbst und vor allem bin ich durch diese Reisen und durch den Job auch viel selbstbewusster und viel selbstständiger geworden.
Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?
Welche Einschränkungen bringt der Job mit sich? Der Job ist auf jeden Fall nichts für jemanden, der nicht gerne reist, weil es hat Zeiten gegeben, da habe ich fast nur aus dem Koffer gelebt. Dann gibt es wieder Zeiten, da ist man nur im Büro, weil ich mache natürlich auch allgemeine Bürotätigkeiten da im Haus und wenn jemand nicht gerne vor dem Computer sitzt, ist das natürlich nicht unbedingt ein Job, den man angehen sollte. Man muss gerne mit Menschen zu tun haben, weil man trifft auf so viele Menschen, egal, ob beeinträchtigt oder nicht beeinträchtigt. Man muss gerne reden, Spontanität ist wichtig, vieles muss man selbst organisieren. Also man muss einfach Spaß haben, mit Menschen arbeiten und dann unterwegs sein.
Worum geht es in Deinem Job?
Worum geht's in deinem Job? Das Hauptziel von atempo ist, dass alle Menschen gleichberechtigt sind, egal ob sie jetzt eine Einschränkung haben oder nicht oder welche Einschränkung sie auch immer haben. Vor allem im Bereich Arbeit und im Bereich capito, wo ich eben arbeite da im Haus, geht’s darum – wir kümmern uns um bauliche Barrierefreiheit und wir übersetzen schwierige Texte in eine leichte Sprache. Der Begriff Barrierefreiheit ist breit gefächert, gerade im Bereich Hotels. Viele Hotels glauben, wenn der Eingang für den Rollstuhl, also das ist das Erste, woran sie denken natürlich, erreichbar ist, glauben sie, sie sind dann barrierefrei und repräsentieren ganz stolz ihr Hotel. Es ist so, ich mache nie eine Reise ohne Assistenz, ich habe immer eine Assistentin dabei, weil gerade durch den Rollstuhl trifft man auf viele Dinge, die man alleine nicht kann. Da braucht man natürlich jemanden, der einen unterstützt. Und gerade eben beim Thema Barrierefreiheit - ich habe schon so viel erlebt: keine Haltegriffe im Bad und kleine Betten, hohe Betten, wo man sich denkt: „Ok, wie soll da jemand, wenn man im Rollstuhl ist, reinkommen?“. Also es gibt so viel und dann gibt es wieder Menschen, die einen komplett komisch anschauen, weil man im Rollstuhl ist und eben nicht so wie der „übliche“ Rollstuhlfahrer aussieht, sage ich jetzt einmal. Und dann gibt es wieder Menschen, die empfangen einen total lieb. In England bin ich total überrascht gewesen von den Leuten. Da hat niemand blöd geschaut. Die Menschen haben sich entschuldigt dafür, dass ich ihnen fast hineingefahren wäre und überall barrierefrei. Finnland ist sowieso Vorreiter in Sachen Barrierefreiheit. Ich erlebe so viele unterschiedliche Dinge auf Reisen, dass ich schon Bücher schreiben könnte. Aber das macht sehr viel Spaß, weil niemand denkt, dass jemand, der im Rollstuhl sitzt, so viel herumreisen kann. Also es funktioniert auch super. Beim Zug gibt es eine Rampe, über die mir reingeholfen wird, beim Flugzeug kommt das grüne Kreuz und trägt einen in den Flieger und auch wieder raus, funktioniert super. Meine Tätigkeiten sind aber eben allgemeine Bürotätigkeiten. Dann ist es so, dass ich Vorträge zum Thema Leicht Lesen mache, man sich mit der schwierigen Sprache beschäftigt und der leichten Sprache. Workshops über das Leben mit Behinderung. Ganz viel über mein eigenes Leben. In Schulen, Kindergärten, an der FH, Uni und so weiter. Es gibt eigentlich nichts, wo ich noch nicht war, überall, egal welche Menschengruppe und Altersgruppe. Und ansonsten bin ich im Büro tätig neben den Vorträgen. Es ist immer abwechslungsreich und spannend. Das größte Projekt, an dem wir gerade dran sind, bis Ende 2017, ist „Steiermark für alle“. Da geht es darum, dass so viele Hotels und Gasthäuser wie möglich in Österreich barrierefrei werden, also für alle Menschen zugänglich werden. Das Land Steiermark unterstützt dieses Projekt mit Geld.
Wie sieht Dein Werdegang aus?
Wie schaut dein Werdegang aus? Kindergarten Pirka, Volksschule Pirka, Hauptschule Unterpremstätten. Durch den Integrationslehrplan habe ich kein neuntes Schuljahr gehabt, das war integriert. Danach, also in der Hauptschulzeit, bin ich schon in das Praktikum bei atempo eingestiegen, bei Bildung und Karriere. Zwei Jahre habe ich dort verschiedene Module durchlaufen, den ECDL gelernt. Und dann war die große Frage: Wohin jetzt jobtechnisch? Es war natürlich angedacht – Büro. Durch den Rollstuhl ist das der erste Weg Ganz ins Büro wollte ich dann aber nicht. Dann haben sie gemeint, bei capito würde ich gut zu dem Thema Vorträge passen. Mit Menschen kann ich gut zusammenarbeiten und so hat sich das dann ergeben bei capito.
Ginge es auch ohne Deinen Werdegang?
Ginge es auch ohne deinen Werdegang? Zu Bildung und Karriere kann eigentlich jeder kommen, der eine Einschränkung hat. Es ist egal, welche Einschränkung das ist. Ab 16 fängt man meistens bei uns an, also nach der Pflichtschule. Was meinen Job betrifft: Es geht auch ohne meinen Werdegang. Also mein Job ist so, ich habe meine Einschränkung zu meinem Job gemacht, mithilfe von atempo natürlich. Es ist so, durch meine Einschränkung bin ich Expertin für Barrierefreiheit und deswegen kann jeder, der eine Einschränkung hat, egal in welcher Art und Weise, Experte oder Expertin für Barrierefreiheit sein. Weil wir einfach alle in unserer eigenen Sache sozusagen Experten sind.
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Andreas Schönfelder
„Das Coolste sind meine Arbeitskollegen und das Betriebsklima, weshalb ich auch gerne arbeiten gehe. Außerdem bin ich jetzt viel sportlicher und ich lebe gesünder als zuvor.“ Andreas Schönfelder arbeitet dank atempo als Administrator bei der Sportunion Steiermark. „In meinem Beruf muss man sehr viel unterwegs sein, Sportgeräte herräumen und wegräumen und auch zum Beispiel für Veranstaltungen Sachen herrichten. Für die, die nur gerne sitzen wäre das der falsche Beruf.“
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„Am Allercoolsten finde ich die Reisen. Also ich bin sehr viel im Ausland unterwegs, beispielsweise war ich schon in Rom, England oder auch in Finnland. Außerdem treffe ich immer wieder auf neue Leute und man lernt dabei auch viel über sich selbst.“ Melanie Wimmer ist in ihrem Job als Expertin für Barrierefreiheit bei atempo richtig aufgeblüht. „Der Job ist auf jeden Fall nichts für jemanden, der nicht gerne reist, weil es hat Zeiten gegeben, da habe ich fast nur aus dem Koffer gelebt. Es gibt aber auch Zeiten wo ich im Büro bin.“
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„Das Coolste ist für mich persönlich an dem Job, dass ich jetzt mit Menschen zusammenarbeite. Das heißt, dass ich nicht nur am PC sitze, sondern dass ich mich auch mit Leuten unterhalte und mobil herumfahren und auch mal mit der Hand anpacken.“ Das sagt Markus Binder über seinen Job als Peer-Assistent bei atempo. „In meinem Job geht’s darum Leute mit Lernschwierigkeiten und Behinderungen am Computer zu unterstützen, wie zum Beispiel beim Computerführerschein. Da zeige ich ihnen alles und erkläre ihnen, wie die Programme funktionieren.“
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„Mein Highlight war vor zirka zwei Jahren, als ich einen Star im Kino getroffen habe. Denn er ist für mich einer, den ich sehr bewundere für sein Werk und das war für mich sehr besonders. Ich durfte auch ein Autogramm holen und kurz mit ihm plaudern.“ Peter Brunader kam über atempo zum seinem heutigen Job als Billeteur bei Cineplexx. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, weil ich leidenschaftlicher Filmseher bin, was für den Job auf jeden Fall wichtig ist. Und man sollte definitiv gut mit Leuten umgehen können.“
Karl Bäck
„Cool ist natürlich, und überhaupt das Beste, wenn man merkt, dass es Leuten etwas nützt. Sie haben auf einmal die Möglichkeit sich auszudrücken, selbstständiger zu werden und sich mittels eines Computers auszudrücken.“ Karl Bäck arbeitet seit mittlerweile 14 Jahren bei atempo und ist aktuell Experte für Digitale Bildung. „Ein bisschen schwierig ist es auch immer wieder genug Geld aufzutreiben für das, was ich mache, weil es nicht immer für alle so ganz verständlich ist.“