Transkript
Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich!
Wenn ich gezwungen wäre, in der Zeit zurückzureisen und zu riskieren, dass das Raum-Zeit-Kontinuum implodiert, in dem ich meinem 14-jährigen Ich Tipps geben müsste, dann würde ich als allerersten Tipp sagen, es ist alles nicht so schlimm, und zwar egal was. Als zweiten Tipp würde ich ihm sagen, er soll sich mal bitte ein bisschen mehr zusammenreißen, und sich ein bisschen mehr anstrengen. Nicht, dass ich damals schlecht in der Schule war, ich war sehr, sehr gut in der Schule, aber diese guten Leistungen beruhten eigentlich auf einer Art Fake, ich habe nämlich nur so getan, als würde ich lernen, und konnte das so gut, dass es ausgereicht hat. Ich würde meinem 14-jährigen Ich also sagen, es soll mal gefälligst wirklich lernen, das habe ich leider erst später gecheckt, dass das Lernen auch Vorteile hat, wenn man es nicht vortäuscht, sondern ehrlich tut. Und das dritte, was ich meinem 14-jährigen Ich sagen würde ist, das Selbstvertrauen, das du dir einbildest zu haben, hast du tatsächlich, und die paar Male, wo du glaubst, jetzt fliegt alles auf, jetzt geht alles kaputt, das ist keine Besonderheit von dir, sondern das hat original einfach jeder Mensch, der auf der Welt existiert.
Was steht auf Deiner Visitenkarte?
Auf meiner Visitenkarte steht Sascha Lobo, wenig überraschend. Mein echter Name, kein Künstlername. Und Geschäftsführer. Denn ich bin Geschäftsführer von einem Startup im eBook-Bereich namens Sobooks.
Was ist das coolste an Deinem Job?
In meinem Job gibt es ziemlich viele Sachen, die cool sind. Unter anderem sind Vorträge so gut bezahlt, dass ich zwei, drei Tage im Monat arbeiten muss, und genug Geld verdienen würde, um mich den Rest des Monats hinzulegen und nichts zu tun, oder Geld auszugeben sogar. Das ist aber für mich Ansporn gewesen, auch selbst unternehmerisch tätig zu sein. Und genau an diesem Punkt ist das coolste in meinem Job gerade, dass ich versuche, den eBook-Markt nach Amazon aufzubauen. Also nicht das gleiche zu tun, was Amazon ohnehin schon macht, da drin sind die irre gut und kaum zu schlagen, sondern was mich interessiert, ist nicht, wie die Amazon das tut, bei eBooks einfach Druckerschwärze durch Pixel zu ersetzen, sondern was ist Buch plus Internet, Buch plus soziale Medien, was kommt da raus. Das coolste ist genau das mit einem eigenen Unternehmen herauszufinden.
Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?
Wenn man sehr häufig reisen muss, dann fängt reisen an, extrem anstrengend zu werden. Das unterwegs sein bedeutet, dass man auf eine bestimmte Art angespannt ist. Und in manchen Monaten im Jahr bin ich zwei, drei, vier Tage unterwegs in der Woche. Und nicht einfach nur im Zug hin und zurück, sondern in sieben verschiedenen Verkehrsmitteln, auf acht verschiedene Arten, mit neun verschiedenen, lästigen Sitznachbarn. An meiner Tätigkeit gibt es auch inhaltlich lästige Dinge. Dadurch, dass ich Interneterklärer bin, und als solcher arbeite, habe ich jeden Tag mit Leuten zu tun, die glauben, dass sie unendlich viel klüger sind als ich. Das stimmt manchmal, aber nicht immer. Und von denen beschimpft zu werden, von denen zu hören, wie doof man ist, wie bekloppt die Frisur ist, das hat irgendwann leichte Elemente der Lästigkeit, und zwar bis zu dem Punkt, wo man sich angewöhnt, das zwar alles zu lesen, ich lese alles, aber das an sich abperlen zu lassen. Da muss man aber erstmal hinkommen.
Worum geht es in Deinem Job?
Tatsächlich habe ich mehrere Jobs, einer davon ist Buchautor. Ein zweiter ist Vortragsredner, ich halte sehr viele Vorträge. Und der dritte, und im Moment für mich mit Abstand wichtigste, ist Unternehmer, und da speziell für meine Plattform Sobooks. Sobooks steht für Social Books. Was ich den ganzen Tag mache ist, Social Books weiter zu entwickeln. Wir gehen zur Buchmesse 2014 Oktober in Frankfurt online, und wir versuchen eine Art Spotify für eBooks zu werden. Mein normaler Tagesablauf sieht so aus, dass ich sehr früh aufstehen muss, wenn ich in eine andere Stadt fahre, um einen Vortrag zu halten. Wenn es irgendwie geht, fahre ich mit dem Zug, weil ich im Zug sehr gut arbeiten kann. Das muss ich dann auch tun, weil ich in der Regel Texte schreibe. Dann komme ich irgendwann am frühen Nachmittag dort an, checke manchmal schon ins Hotel ein, mache da eine Telefonkonferenz, wahnsinnig anstrengend und nervig, und am frühen Abend halte ich einen Vortrag, vor 400, 500 Menschen, die am Ende begeistert klatschen. Dann gehe ich zurück ins Hotel, oder versuche nach Hause zu fahren. Wenn ich im Hotel bin, trinke ich zwei Riesling und lege mich ins Bett. Wenn ich nach Hause fahre, dann umarme ich meine Frau und gehe dann auch ins Bett.
Wie sieht Dein Werdegang aus?
Mein Werdegang ist nicht leicht zu beschreiben, weil ich schon sehr viele, unterschiedliche Dinge getan habe. Ich habe Abitur gemacht, und dann angefangen zu studieren, zuerst Publizistik, dann Biotechnologie, tatsächlich drei Jahre lang. Und dann habe ich endlich das Studium gefunden, was für mich am besten war, nämlich Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste in Berlin. Da habe ich 1996 angefangen und habe im Februar 2013 mein Diplom abgeholt. Ich glaube, das sind 36 Semester. Bin sehr stolz darauf, dass ich das zu Ende gemacht habe, tatsächlich habe ich aber währenddessen schon sehr viel gearbeitet. Ursprünglich komme ich aus der Werbung, war da Kreativdirektor in einer Agentur, habe vorher eine eigene Agentur gegründet, spezialisiert auf die New Economy, die dann auch mit der New Economy untergegangen ist. Und irgendwann bin ich Freiberufler geworden und habe gleichzeitig angefangen, über das Internet nachzudenken. Da kam ein Buch raus, wir nennen es Arbeit, mit dem ich auch hauptberuflich Autor geworden bin. Und seitdem bin ich eine Art Interneterklärer im deutschsprachigen Raum, und versuche der Bevölkerung das Internet nahe zu bringen, in Talkshows, in einer wöchentlichen Kolumne auf Spiegel Online, in verschiedenen Büchern, und in ungefähr 5.000 Interviews jede Woche.
Ginge es auch ohne Deinem Werdegang?
Wenn jemand auf die tollkühne und leicht idiotische Idee käme, genau das Gleiche tun zu wollen, wie ich das tue, dann würde ich sie oder ihn zuerst beglückwünschen, und sodann dringend nahe legen, sich eine besondere Frisur zuzulegen. Es ist tatsächlich so, dass das, was ich tue, ausschließlich mit genau der richtigen Frisur gemacht werden kann, die Frisur ist das zentrale, wenn nicht einzige Qualitätskriterium in meinem Job.