Wie werde ich Unternehmer*in?
Unternehmer*innen leiten eigene Betriebe aller Branchen und Größen, vom gewerblichen Kleinbetrieb bis zum Industrieunternehmen. Als Eigentümer*innen ihrer Betriebe tragen sie die Hauptverantwortung für den Geschäftserfolg und damit auch das Risiko für Misserfolg. Sie planen, koordinieren und steuern die Aktivitäten ihres Unternehmens, arbeiten Leitlinien und Unternehmensstrategien aus, legen Zielvorgaben fest, erstellen Bilanzen und Geschäftsberichte, nehmen Mitarbeiter*innen auf und teilen diese ein. Sie stehen in Kontakt zu Geschäftspartner*innen, Banken, Kund*innen und Lieferant*innen. In vielen kleineren und mittleren Betrieben sind Unternehmer*innen aber auch direkt in der Herstellung ihrer Produkte und Dienstleistungen tätig, d. h. sie produzieren, bedienen, beraten, reparieren, bauen usw.
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Arbeiten als Unternehmer*in
Arbeitsumfeld
Die meisten Unternehmen in Österreich sind relativ klein und werden von einer einzelnen Person (Einzelunternehmer*in) oder einigen Personen gemeinsam (Gesellschaft) geführt. Viele dieser Unternehmen beschäftigen nur wenige Mitarbeiter*innen. Deshalb ist es üblich und notwendig, dass die Unternehmer*innen neben ihren Führungstätigkeiten auch selbst Hand anlegen, also selbst bei der Erbringung der Dienstleistung oder Herstellung der Produkte mitarbeiten (z. B. in Handwerksbetrieben, kleineren Handels- oder Dienstleistungsbetrieben).
Vor allem aber leiten Unternehmer*innen ihre Betriebe hauptverantwortlich und sind im Gegensatz zu Manager*innen auch die Eigentümer*innen ihrer Betriebe. Sie sind für die langfristige Planung im Unternehmen zuständig und arbeiten zu diesem Zweck betriebliche Leitlinien und Zielvorgaben aus. Je nach Größe und Branche ihres Betriebes arbeiten sie eigenständig oder im Team mit Manager*innen, Geschäftsführer*innen und Abteilungsleiter*innen. Gemeinsam mit Marketing- und Werbefachleuten gestalten sie den Außenauftritt des Unternehmens (z. B. mit Firmenlogos, Corporate Identity) und entwickeln Marketingstrategien, PR- und Werbemaßnahmen. Sie entscheiden über die Leistungs- und Produktpalette, Produktionsverfahren und Preispolitik und versuchen insgesamt für ihren Betrieb optimale Ergebnisse zu erwirtschaften.
Unternehmer*innen beobachten den Markt, studieren Wirtschafts- und Konjunkturdaten, analysieren Zielgruppen, Kund*innen, Trends und Entwicklungen und wissen darüber Bescheid, was die Konkurrenz macht. Sie verhandeln mit Geschäftspartner*innen, Kund*innen und Lieferant*innen und halten Kontakt mit Kammern und Behörden. Gemeinsam mit Buchhalter*innen und Steuerberater*innen arbeiten sie Bilanzen, Jahresabschlüsse und Geschäftsberichte aus und berechnen betriebliche Daten und Kennzahlen. Außerdem entscheiden sie über die Aufnahme und Ausbildung von Mitarbeiter*innen.
Eine wesentliche Aufgabe von Unternehmer*innen besteht im Erkennen und Beheben von betrieblichen Problemen, wie z. B. Abläufe in der Produktion passen nicht; zu hohe Ausgaben; zu geringe Auslastung der Maschinen und Mitarbeiter*innen (= geringe Kapazitätsauslastung), Umsatzrückgänge und dergleichen. Im Rahmen von Maßnahmen zur Verbesserung der betrieblichen Abläufe (Effizienzsteigerung und Betriebsoptimierung) entscheiden sie z. B. über Umstellungen der Produktionsverfahren, Vertriebswege, aber auch über Ausmaß und Anzahl der Einstellung und Freisetzung (Kündigung) von Mitarbeiter*innen.
Aufgaben
- betriebliche Entscheidungen zur Unternehmenspolitik, Produktpalette, Preisgestaltung, zu Produktionsverfahren usw. treffen
- betriebliche Leitlinien und Zielvorgaben ausarbeiten
- Firmenlogo und Corporate Identity entwickeln
- Marktanalysen über Kund*innen, Zielgruppen und Konkurrenz durchführen
- Wirtschaftsberichte, Konjunkturdaten und dergleichen studieren
- betriebliche Prozesse planen, organisieren und leiten
- Marketingkonzepte, PR- und Werbestrategien planen und umsetzen
- Verhandlungen mit Geschäftspartner*innen, Kund*innen und Lieferant*innen führen
- Mitarbeiter*innen einstellen und ausbilden
- Besprechungen und Meetings mit Mitarbeiter*innen abhalten und leiten
- betriebliche Kennzahlen erheben und auswerten, Jahresabschlüsse und Geschäftsberichte erstellen
- Kostenrechnungen, Gewinn-und-Verlust-Rechnungen durchführen und analysieren
- Finanzierungs- und Investitionspläne erarbeiten
- Betriebsbücher, Akten, Verträge und Dokumente führen
Arbeitsmittel und Ausrüstung
Unternehmer*innen arbeiten mit Computern, Laptops, Tablets und betrieblichen Softwareprogrammen. Sie verwenden Drucker, Scanner und Kopiergeräte sowie Telefone, Mobiltelefone und Videokonferenzsysteme. Bei Verhandlungen und Präsentationen verwenden sie Präsentationssoftware (z. B. PowerPoint), Beamer und Flipcharts. Sie lesen Wirtschaftsberichte, Wirtschaftsdaten und Marktanalysen sowie branchenspezifische Fachjournale und führen Betriebsbücher, Datenbanken, Protokolle und dergleichen.
Je nach Art ihres Betriebes arbeiten und hantieren sie auch mit den jeweiligen Produkten, Erzeugnissen, Materialien, Maschinen, Geräten und Werkzeugen oder mit Waren.
Benötigte Fähigkeiten
Spezielle Software-KenntnisseDatensicherheit & DatenschutzGute AllgemeinbildungWirtschaftliches VerständnisMathematisches VerständnisArgumentationsgeschickOffenheitDurchsetzungsvermögenFührungsqualitätenKommunikationsfähigkeitProblemlösungskompetenzKontaktfreudigkeitKundenorientierungBegeisterungVerhandlungsgeschickVerkaufstalentAufmerksamkeitAusdauerBelastbarkeitEntscheidungsfreudigkeitFlexibilitätFreundlichkeitGeduldSelbstständigkeitOrganisationsfähigkeitSelbstbewusstseinZielstrebigkeitGepflegtes ErscheinungsbildKoordinationsfähigkeitKreativitätLogisches DenkvermögenFachkenntnisse im UnternehmensrechtAus- & Weiterbildung
Ausbildung und Voraussetzungen
Unternehmer*in kann im Prinzip jede Person werden, die eine Geschäftsidee hat, mit der man sich selbstständig machen kann bzw. mit der man ein Unternehmen gründen (oder übernehmen) kann (siehe dazu unseren Thementext: Selbstständigkeit).
Für viele Tätigkeiten gibt es keine Mindestanforderung an die Qualifikation (freie Gewerbe wie z. B. Handelsgewerbe), d. h. man muss dafür nicht unbedingt einen bestimmten Beruf erlernt haben. Eine Ausbildung in dem Bereich, in dem man sich selbstständig machen will, ist aber unbedingt empfehlenswert.
Die sogenannten reglementierten Gewerbe und Handwerke erfordern hingegen einen sogenannten Befähigungsnachweis (z. B. eine Meisterprüfung oder Befähigungsprüfung). Auch für viele "freie Berufe" müssen spezielle Prüfungen oder Ausbildungen nachgewiesen werden (z. B. Steuerberater*in, Physiotherapeut*in, Apotheker*in).
In jedem Fall sollten sich Unternehmer*innen neben ihren jeweiligen fachspezifischen Kenntnissen und Fertigkeiten auch kaufmännische Kenntnisse aneignen: z. B. Unternehmerprüfung, Handelsakademie, Fachhochschulstudium oder Universitätsstudium im Bereich Betriebswirtschaft/Management). Es gibt aber auch viele Lehrgänge an Weiterbildungseinrichtungen, Aufbaulehrgänge und Kollegs, die kaufmännische Kompetenzen vermitteln.
Außerdem sollte man als Unternehmer*in ausgeprägte soziale Kompetenzen (Team- und Kommunikationsfähigkeit, interkulturelle Kompetenz usw.) und bestimmte persönliche Eigenschaften und Einstellungen (Selbstorganisationsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Belastbarkeit/Resilienz usw.) mitbringen.
Wichtige Ausbildungsinhalte:
- Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen
- Betriebsmanagement
- Kalkulation, Finanzierung, Controlling
- Investitionsplanung, Finanzplanung
- Kosten- und Leistungsrechnung
- betriebliches Kennzahlenwesen
- Werbung und Marketing
- Personalwesen, Mitarbeiter*innenführung
- Projektmanagement
- Qualitätsmanagement
- Handelsrecht, Steuerrecht, Vertragsrecht
Weiterbildung und Spezialisierungen
Unternehmer*innen sind beruflich immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Voraussetzung für Erfolg in diesem Beruf ist es, immer auf dem neuesten Stand der Entwicklung zu bleiben und das Fachwissen laufend zu ergänzen und zu vertiefen.
Weiterbildungsbereiche für Unternehmer*innen sind beispielsweise:
- Betriebsmanagement
- Innovations- und Risikomanagement
- Qualitätsmanagement
- Wirtschafts- und Steuerrecht
- Marketing, Marktanalyse und PR
- Ressourcen- und Energieeffizienz
- Nachhaltigkeit
- Gender- und Diversitykompetenz
- Datensicherheit, Datenschutz
- Datenanalyse, Big Data
- Digitale Technologien
- Umgang und Nutzung von Social Media, Medienkompetenz
- Kommunikation und Konfliktmanagement
- Teamführung, Personalmanagement, Personalentwicklung
- Ausbilderprüfung
Zahlreiche Weiterbildungsinstitute wie das BFI und WIFI, verschiedene spezialisierte Anbieter für Managementlehrgänge und Manager*innen-Akademien bieten eine Möglichkeit sich in oben genannten Bereichen weiter zu bilden und höher zu qualifizieren, ebenso wie einschlägige Fachhochschul- und Universitätslehrgänge. Des weiteren bieten sich für Unternehmer*innen Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung und Höherqualifizierung in Form eines Studiums oder Zweitstudiums an.
Unternehmer*innen führen meist auch Mitarbeiter*innen und Teams und benötigen dafür erforderliche Führungskompetenzen.