Transkript
Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich!
Ich glaub’, ich würd’ ihm gar nichts sagen, ganz ehrlich. Ich würd’ sagen, schau was passiert, und leb’ das was du glaubst, was jetzt richtig ist in dem Moment. Weil im Nachhinein zu sagen, das war gut und das war schlecht, halt’ ich für blöd. Das was passiert ist, ist passiert. Und damit muss man umgehen.
Was steht auf Deiner Visitenkarte?
Ja, wenn ich eine Visitenkarte hätt’, dann würd’ oben stehen: Michael Ostrowski - Autor, Schauspieler und Conférencier à la Carte oder Entertainer der alten Schule.
Was ist das coolste an Deinem Job?
Das Schönste an meinen Job’s ist, dass ich eigentlich im Großen und Ganzen das machen kann, was ich wirklich will. Und wenn du das sagen kannst, dann bist du meistens in irgendeiner Form glücklich. Weil’s aus dir selber kommt und weil’s nix ist, was dir jemand diktiert. Ich bin immer schon ein sehr freiheitsliebender Mensch gewesen. Ich hab das schwer ausgehalten, auch in der Schule, dass mir wer gesagt hat, was ich machen muss. Ich hab das System zwar immer wieder erfüllt - ich war ein guter Schüler - aber im Nachhinein gesehen… Also ein guter Schüler war ich, weil es mich gestresst hätte ein schlechter Schüler zu sein, das wollt’ ich mir nicht antun. Aber in Wahrheit wollt’ ich das System nicht. Und für mich ist alles was ich im künstlerischen Beruf tue eine unglaubliche Freiheit. Weil es was ist was mir taugt.
Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?
Ja, was sozusagen bei dem Beruf natürlich schwierig ist, ist eine gewisse Regelmäßigkeit. Also was Kinder angeht und Familie und so, da muss man das sehr flexibel handhaben. Also das geht einfach nicht so, wie bei anderen Berufen wo du in der Früh in die Arbeit gehst und am Abend heim kommst. Aber ich empfinde das nicht als Nachteil, sondern ich glaub’ auch dass sich das sehr gut leben lässt. Das ist nicht jedermanns Sache. Also man muss damit umgehen können, dass man nicht weiß was im nächsten Monat ist, dass man nicht weiß was man verdienen wird, dass man nicht weiß wo man sein wird. Aber ich hab’ als Zivildiener, als Flüchtlingsbetreuer gearbeitet, 1 Jahr, und hab 1 Jahr nochmal drangehängt. Und ich hab’ eineinhalb Jahre quasi einen fixen Job gehabt. Und ich weiß, wie das ist wenn du um halb 9 zur Arbeit gehst und um halb 4 heim gehst. Mir ist lieber ich hab’ meine Freiheit und ich weiß nicht was ich nächstes Monat verdiene.
Worum geht es in Deinem Job?
Es ist unterschiedlich. Ich hab’ ja unterschiedliche künstlerische Berufe sozusagen. Ich bin einerseits ein Autor, ich schreib’ Drehbücher. Und wenn du Drehbücher schreibst dann brauchst du meistens Zeit, das dauert. Sagen wir mal, bis du rein kommst in einen Stoff. Also ich mach’ meine eigenen Stoffe eigentlich. Ideen die ich hab’ versuche ich niederzuschreiben. Das dauert Jahre. Das heißt, ein Drehbuchautor braucht einen langen Atem. Du musst eine Idee haben, du musst das verfolgen, du musst schreiben, du musst dir Zeit nehmen usw. Mein anderer Beruf, Schauspieler, heißt dass ich oft angerufen werde - über eine Schauspielagentur. Und die sagt: Du, da gibt’s ein Angebot für das und das. Und das ist natürlich immer verlockender weil du nicht viel tun musst. Du liest dein Drehbuch und sagst: Ja das gefällt mir, das spiel’ ich. Oder du sagst: Nein, das ist ein Blödsinn, das spiel’ ich nicht. So. Dann hab’ ich noch einen Beruf und das ist Moderator. Ich moderiere Abende. Das hat schon im Theater im Bahnhof angefangen, während meiner Studienzeit. Wo ich Englisch und Französisch studiert hab’ aber nebenbei immer schon Theater gespielt hab’. Hab’ ich angefangen Abende zu moderieren. Da gibt’s ein Thema, das ist Spannung. Und dazu gestalte ich sozusagen den Abend. Da schreib’ ich meistens was, überleg’ mir was und vieles entsteht dann im Stegreif. Also quasi live, nicht vorbereitet, auf der Bühne. Weil das was ist, was mir sehr wichtig ist: Dass auch immer so ein Moment der Freiheit und der Spontanität bleibt. Das kann man dann haben, wenn man das viele Jahre trainiert hat und eine gewisse Lockerheit hat und sich nicht anscheißt allzu sehr. Ja, es gibt noch was. Ich hab’ einen weiteren Beruf, das ist zum Beispiel Sprecher. Ich werd’ angerufen: Ja, da gibt’s einen Werbespot, magst du den nicht sprechen? Und dann sag’ ich: Wenn der gut ist und lustig ist und ich eine gewisse Freiheit hab’ das zu interpretieren, dann mach’ ich das. Und das ist für mich eine sehr, sehr schöne Arbeit, eigentlich. Wenn der Spot kein Scheiß ist. Und ich das selber gestalten kann, dann geh ich hin, bin in einer halben Stunde fertig meistens und verdien’ mein Geld so, dass ich für Werbung was sprech’. Ja, das ist auch Teil von meinem Job.
Wie sieht Dein Werdegang aus?
Also ich bin aufgewachsen in der Obersteiermark, in Rottenmann. Bin in die Schule gegangen, in Stainach, ins Gymnasium 8 Jahre. Und danach nach Graz gegangen, zum studieren - Sprachen. Weil das ist das was mich am meisten interessiert hat, Englisch und Französisch. Ich hab’ mir gedacht, das taugt mir. Ich wollt’ immer Reisen, ich wollt’ immer ins Ausland. Zusätzlich hab’ ich ein Fächerbündel gemacht: Europa - Sprachen, Wirtschaft und Recht. Hab’ mir gedacht, ja, damit kommt man ins Ausland. Das war eigentlich ein Plan. Ich wollt’ nie einen künstlerischen Beruf einschlagen, das war nie in meinem Kopf. Das hat sich eben wirklich sukzessive so ergeben. Indem ich eben als Student angefangen hab’ bei einer Schauspielgruppe mitzumachen, dann bei noch einer. Eben beim Theater im Bahnhof in Graz. Und dann ist das immer ernster geworden, immer mehr und eigentlich hat mich immer mehr interessiert. Bis ich dann am Schluss von meinem Studium quasi eine Dissertation angefangen hab’, eine Doktorarbeit, und gleichzeitig aber mein erstes Drehbuch geschrieben hab’ - “Nacktschnecken”. Das ich eingereicht hab’ bei einem Wettbewerb. Und der Michael Glawogger, der damals schon ein relativ bekannter Regisseur war, gesagt hat: Hör’ zu, mir gefällt das Drehbuch und lass es uns doch gemeinsam weiter schreiben. Und so hat sich mein Weg eigentlich durch viele...wie soll ich sagen... Zufälle und trotzdem bewusste Entscheidungen ergeben. Dass ich was geworden bin, was ich eigentlich nicht wollt’.
Ginge es auch ohne Deinem Werdegang?
Ich glaub’ das Wichtigste zu sagen ist, dass jeder so ist, wie er selber ist. Es gibt nicht einen Weg. Ich kann nicht sagen, das ist der Weg. Weil mein Weg war ein spezieller. Und er war von vielen Zufällen begleitet die sich natürlich aus dem ergeben haben, was mich interessiert hat. Ich bin eben zu einer Theatergruppe gegangen während meinem Studium, weil ich gewusst hab’, irgendwie interessiert mich das. Obwohl es nie ein Berufswunsch war. Und das einzige, was ich sagen kann ist, man soll sehr stark seinem Bauch und seinem Gefühl folgen, was man richtig findet und was man machen will. Ich finde, man muss ein gewisses Grundvertrauen in sich selber haben, man muss ein bissl versuchen auch in sich zu ruhen und zu sagen: Ok, das bin ich. Das mach’ ich jetzt. Und das ist ok. Weil wenn ich anfang’ immer wer anderer zu sein, das ist scheinbar wie ein Widerspruch. Aber als Schauspieler musst du, obwohl du wen anderen spielst, in dir selber ruhen, damit das funktioniert. Und sagen: Das bin ich und das ist ok so, wie ich bin.