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Gerhard Gleißner
Arzt der Agentur für Arbeit
bei Bundesagentur für Arbeit
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“Die Freiheit, die ich gewonnen habe. Ich bin jetzt sozialmedizinischer Gutachter und kann meine Meinung vertreten, ohne dass mir jemand dreinredet”, das ist der Vorteil an Gerhard Gleißners Anstellung als Arzt der Bundesagentur für Arbeit. Die Einschränkung dabei? “Dass man die ureigenste ärztliche Tätigkeit, den Patienten zu heilen, nicht mehr vollbringt.”

Transkript

Drei Ratschläge an Dein 14jähriges Ich...?

Mein 14-jähriges Ich. Dann befände ich mich noch voll in der Pubertät. Pubertät ist der Zeitraum, wenn die Eltern langsam komisch werden. Im Ernst, ich würde empfehlen, die Ratschläge der Eltern zu beachten. Sie wollen immer, dass man eine gute Ausbildung macht, dass man sich hoch qualifiziert. Ich denke, das ist richtig. Natürlich soll gleichermaßen der Beruf Spaß machen. Man soll begeistert sein und für den Beruf brennen. Wenn das erfüllt ist, ist es okay. Weiterhin ist es wichtig, dass man immer interessiert bleibt, immer neugierig ist, Spaß am Neuen hat und immer in Bewegung bleibt. Am besten bis ins hohe Alter.

Was steht auf Deiner Visitenkarte?

Doktor Gerhard Gleissner, Facharzt für Allgemeinmedizin, Ärztlicher Dienst, Agentur für Arbeit in Freising.

Was ist das Coolste an Deinem Job?

Das Coolste an meinem Job, finde ich, ist die Freiheit, die ich gewonnen habe. Ich bin Sozialmedizinischer Gutachter und kann meine Meinung vertreten, wie ich will, ohne dass mir jemand reinredet. Das war vorher anders. Da mussten wir die Ansprüche von Patienten, von Krankenkassen, Kassenärztlichen Vereinigungen und so weiter befriedigen. Jetzt sage ich, was ich denke und es wird akzeptiert. Das macht mir total Spaß. Das ist eine gute Sache.

Welche Einschränkungen bringt Dein Job mit sich?

Die Einschränkungen sind, dass man die ureigenste ärztliche Tätigkeit, den Patienten zu heilen, nicht mehr vollbringt. Das heißt, ich nähe keine Platzwunde mehr, ich schreibe keine Medikamente mehr auf. Aber ich helfe dem Patienten, dass er die passende Arbeit bekommt. Das ist auch sehr befriedigend und das macht mir Spaß.

Worum geht es in Deinem Job?

Ich bin beschäftigt in der Bundesagentur für Arbeit. Ich bin im ärztlichen Dienst dort tätig. Wir beraten unabhängig als Wachdienst, die Vermittlungen von Jobcentern und Arbeitsagentur. Für den Vermittler ist es sehr schwierig, die Leistungsfähigkeit von Arbeitslosen einzuschätzen. Der hat oft eine oder mehrere chronische Krankheiten und weiß nicht, wie er das sehen soll. Was kann der leisten? In seiner Not ruft er uns auf den Plan und beauftragt uns. Wir nehmen diese diesen Auftrag dankend an. Wir machen dann ein sozialmedizinisches Gutachten. In dem bedienen wir uns der Formate, Aktenlage oder Gutachten, Untersuchungen. Da kommen wir zu einer sozialmedizinischen Beurteilung. Das ist die Hauptsache meiner Tätigkeit. Dabei sehe ich sehr viele unterschiedliche Krankheiten. Zusammenfassend leite und organisiere ich meinen ärztlichen Dienst in Freising. Ich habe drei sehr nette und kompetente Mitarbeiter, die mich unterstützen. Ich komme in der Früh und bereite die Untersuchungen vor. Ich lese mich in die Fälle ein. Es sind unterschiedliche Erkrankungen. Manchmal muss man irgendwas nachschauen, was man nicht weiß. Dann kommen die Mitarbeiter. Wir besprechen, wie der Tag abläuft. Es beginnen langsam die Untersuchungen. Hintereinander drei, vier Untersuchungen. Wir nehmen uns dabei sehr viel Zeit für die Kunden, wie wir sagen. Der Nachmittag besteht darin, zu sichten, welches Gutachten in Aktenlage erstellt werden und welches eine Untersuchung sein soll. Außerdem Telefonate mit Kollegen und manchmal mit irgendwelchen behandelnden Ärzten und so weiter. Schließlich neigt sich der Tag dem Ende zu und um 16:00 Uhr, 17:00 Uhr darf ich nach Hause fahren.

Wie sieht Dein Werdegang aus?

Ich bin in München geboren und aufgewachsen. Ich habe in München an der LMU Medizin studiert. Danach war ich bei der Bundeswehr, Wehrdienst. Dann war ich im kleinen Landkrankenhaus, Akutmedizin, innere Chirurgie. Ich habe ein Jahr in der Praxis mitgearbeitet und konnte meinen Facharzt für Allgemeinmedizin abschließen. Danach habe ich auf dem Land eine kleine Praxis übernommen und war fast 15 Jahre lang Landarzt und Hausarzt. Ich war aber sehr unzufrieden, letztendlich mit dem System im Laufe der Zeit. Es ist der Wunsch nach einer Veränderung gewachsen. Ich habe Nebentätigkeiten angenommen. Zum Beispiel Unterricht in der Berufsschule für Medizinische Fachangestellten. Schließlich bin ich als Vertragsarzt bei der Agentur für Arbeit in Rosenheim gelandet. Ich habe dort sozialmedizinische Gutachten gemacht. Ich habe da viel Spaß daran gefunden. Die lieben Kollegen dort mussten mich nicht stark motivieren. Ich wollte es dann Vollzeit machen. Ich habe die Praxis aufgegeben und habe ab dem 1. Januar 2014 in Freising als Agenturarzt begonnen.

Ginge es auch ohne Deinen Werdegang?

Meine Erfahrungen braucht man nicht zwingend. Es genügt eine 4-jährige Tätigkeit als Arzt, um den Beruf auszuüben. Es empfiehlt sich, eine abgeschlossene Facharztausbildung zu haben. Zum Beispiel Allgemeinmedizin, Arbeitsmedizin, Orthopädie, Psychiatrie. Lange Berufserfahrung ist sicherlich von Vorteil. Man tut sich leichter in der Beurteilung. An Eigenschaften braucht man, wie der sonstige Arzt auch, Entscheidungsfreude. Man sollte, denke ich, Wesentliches von Unwesentlichen unterscheiden können. Sonst verzettelt man sich im Alltag.

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