Wie werde ich Wirtschaftspädagoge*in?
Wirtschaftspädagog*innen lehren vor allem an kaufmännischen und wirtschaftsberuflichen mittleren und höheren Schulen Schüler*innen zwischen 14 und 19 Jahren. Sie unterrichten kaufmännische Fächer (wie z. B. Rechnungswesen, Betriebswirtschaft). Aufgrund ihrer betriebswirtschaftlichen Kenntnisse finden Wirtschaftspädagog*innen aber auch in der betrieblichen Praxis, also in Unternehmen aller Branchen (Produktionsbetrieben, Banken, Versicherungen, Handelsbetrieben usw.), in Erwachsenenbildungseinrichtungen, Beratungsunternehmen und öffentlichen Institutionen, vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten vor. Häufig sind sie dabei im Personalmanagement und in der Personalentwicklung, aber auch in vielen anderen Bereichen (Rechnungswesen, Controlling, Marketing usw.) tätig.
Steckbrief
Benötigte Abschlüsse
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Arbeiten als Wirtschaftspädagoge*in
Arbeitsumfeld
Wirtschaftspädagog*innen sind im Bereich der Sozial- und Wirtschaftswissenschaft in der Wirtschaftspädagogik ausgebildet. Dieses Fachgebiet befasst sich mit der Wirtschaftserziehung und Didaktik der Wirtschaftslehre. Neben dieser für Lehrer*innen für kaufmännische Fächer (Betriebswirtschaft, Rechnungswesen usw.) relevanten Ausbildung, liegt der Schwerpunkt der Wirtschaftspädagogik generell auf den Wirtschaftswissenschaften. Diese umfassen Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, die Handelswissenschaften und die Wirtschaftspädagogik.
Wirtschaftspädagog*innen haben mit ihrer einerseits wirtschaftlichen und andererseits didaktischen Ausbildung eine große Auswahl an Tätigkeiten, die sie ausüben können. Etwa die Hälfte der Absolvent*innen der Wirtschaftspädagogik ist in der Privatwirtschaft tätig, die andere als Lehrer*innen. Viele Personen entschließen sich zum Studium der Wirtschaftspädagogik, weil sie danach einer Lehrtätigkeit an einer Berufsbildenden Mittleren oder Höheren Schule (BMHS) nachgehen wollen. In diesen Institutionen unterrichten sie kaufmännische Fächer (beispielsweise Rechnungswesen und Controlling, Betriebswirtschaft, Betriebswirtschaftliche Übungen, Businesstraining, Projekt- und Qualitätsmanagement, Wirtschaftsinformatik), aber auch Persönlichkeitsbildung und soziale Kompetenz. An den betreffenden Schulen gibt es ein Vielzahl an Spezialisierungen und Schwerpunktbildungen in wirtschaftskundlichen Fachbereichen, aber auch darüber hinaus.
Neben der Vermittlung von Wissen, haben die Wirtschaftspädagog*innen als Lehrer*innen auch ein pädagogisches Ziel. Sie sollen die Schüler*innen zu selbstständigem Denken und kritischer Reflexion anregen und bei der Entwicklung sozialer Kompetenzen und persönlicher Haltungen (z. B. Kommunikations- und Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein) unterstützen.
Wirtschaftspädagog*innen müssen als Lehrer*innen den Unterricht mit entsprechenden Unterrichtsmaterialien (Schulbüchern, Lehrfilmen, eigenen Arbeitsmaterialien, Onlineangeboten etc.) vorbereiten. Dabei halten sie sich an die geltenden Lehrpläne, den Wissensstand der Schüler*innen und versuchen auf aktuelle ökonomische und gesellschaftliche Problemstellungen Bezug zu nehmen, z. B. die jeweils aktuelle Wirtschaftslage mit ihren sozialen und ökologischen Herausforderungen.
Als BMHS-Lehrer*innen haben Wirtschaftspädagog*innen auch die Leistungen ihrer Schüler*innen zu beobachten und zu dokumentieren, um so zu einer adäquaten Notengebung zu kommen (Ausführung von Schulübungen, Hausübungen, Schularbeiten, Tests und Wiederholungen). Haben sie ein gutes Gesamtbild der Schüler*innen, können sie diese nach ihren besonderen Stärken fördern, aber auch bei Schwächen unterstützend eingreifen. Auch organisatorische Aufgaben (z. B. Klassenbücher führen, Exkursionen planen) gehören zu ihrem Aufgabenbereich. Die Teilnahme an Konferenzen, Fortbildungsveranstaltungen, Elternabenden und Sprechstunden sind ebenfalls Bestandteile dieses Berufes.
Um den Beruf als Lehrer*in ausüben zu können ist für Wirtschaftspädagog*innen ein zweijähriges Berufspraktikum in der Privatwirtschaft vorgesehen. Diese Privatwirtschaft wird dann von vielen als eine alternative Beschäftigungsmöglichkeit vorgezogen. In der betrieblichen Praxis finden Wirtschaftspädagog*innen ein großes Tätigkeitsfeld in Unternehmen aller Branchen vor. Sie agieren in der Privatwirtschaft ähnlich wie Betriebswirt*innen. Sie sind in Produktionsbetrieben, Banken, Versicherungen, Handelsbetrieben, wirtschaftsnahen Institutionen wie Kammern und Interessenvertretungen und in Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen oder an Hochschulen beschäftigt und arbeiten in Bereichen wie Organisation, Administration, Investition und Finanzierung, Rechnungswesen und Controlling, Revision, Logistik oder Marketing und häufig im Personalwesen (z. B. Personalentwicklung). Wirtschaftspädagog*innen arbeiten außerdem im Bereich der Weiterbildung in der Erwachsenenbildung und in beratenden Tätigkeiten (z. B. Unternehmensberatung, Steuerberatung).
Aufgaben
Tätigkeit als Lehrer*in:
- wirtschaftliche/kaufmännische Inhalte verständlich, strukturiert und möglichst praxisorientiert vermitteln
- fachlich relevante Kernkompetenzen vor allem in den Fächern Betriebswirtschaft, Rechnungswesen und Wirtschaftsinformatik vermitteln
- den Unterricht klar strukturieren
- Lernziele und Bildungsstandards entsprechend des Lehrplans formulieren und im Unterricht umsetzen
- Hausübungen erstellen und für die Schüler*innen rückmelden
- unterschiedliche Lernvoraussetzungen und Potenziale der Schüler*innen unter Berücksichtigung der kulturellen und sozialen Lebensbedingungen erkennen und fördern
- Schularbeiten, Tests und Aufgabenstellungen zur Leistungsermittlung kriteriengerecht und kompetenzorientiert erstellen und die Ergebnisse didaktisch angemessen rückmelden
- Bewertungen begründen und sie als Instrument der Entwicklung der Schüler*innen nützen
- Lösungsansätze und präventive Maßnahmen zur Konfliktbewältigung bzw. Konfliktvermeidung und Schwierigkeiten in Schule und Unterricht kennen und anwenden
- Exkursionen und Lehrausgänge organisieren und begleiten
- an Konferenzen, Arbeitsgemeinschaften, Projektgruppen teilnehmen bzw. diese organisieren und moderieren
- Elternkontakte pflegen
Zu den Tätigkeiten der Wirtschaftspädagog*innen in der Privatwirtschaft vergleiche den Beruf Betriebswirt*in.
Arbeitsmittel und Ausrüstung
Als Lehrer*innen an Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen (BMHS) verwenden Wirtschaftspädagog*innen die entsprechenden analogen und digitalen Lehrmittel und Tools (z. B. Schulbücher, eigene Ausarbeitungen, praxisrelevante Unterlagen aus der Wirtschaft, E-Learningprogramme, div. Lernsoftware, Smartboards, Medienanwendungen wie Youtube usw.) für ihre wirtschaftskundlichen/kaufmännischen Fächer.
Eine achtsame Kommunikation mit den Schüler*innen und ein gepflegtes Erscheinungsbild und selbstbewusstes Auftreten sind sehr wichtig im Lehrberuf, aufgrund einer nicht zu unterschätzenden Vorbildfunktion.
Sowohl in ihrer Tätigkeit als Lehrer*in als auch in der betrieblichen Praxis arbeiten sie je nach Fachgebiet mit unterschiedlichen Kommunikations- und Informationssystemen (Computer, Laptops, Tablets, Telefonanlagen), unterschiedlicher Software, mit Datenbanken und Internet (siehe auch Betriebswirt*in). In der Schule setzten sie Kommunikations- und Informationstechnologien sowohl für ihre Vorbereitungsarbeiten und für administrative Tätigkeiten als auch unmittelbar im Unterricht ein.
Benötigte Fähigkeiten
Spezielle Software-KenntnisseGute AllgemeinbildungAusgeprägte BeobachtungsgabeDeutschkenntnisse (für Deutschland, Österreich und die Schweiz)Rhetorisches GeschickLern- und MerkfähigkeitWirtschaftliches VerständnisPräsentationsfähigkeitMathematisches VerständnisOffenheitBereitschaft zum ZuhörenDurchsetzungsvermögenEmpathieFührungsqualitätenTeamfähigkeitKommunikationsfähigkeitProblemlösungskompetenzKontaktfreudigkeitKritikfähigkeitBegeisterungAufmerksamkeitAusdauerBelastbarkeitEntscheidungsfreudigkeitFreundlichkeitGeduldDisziplinSelbstständigkeitOrganisationsfähigkeitSelbstbewusstseinGepflegtes ErscheinungsbildRecherchefähigkeitKoordinationsfähigkeitKreativitätLogisches DenkvermögenSystematikFachkenntnisse im UnternehmensrechtAus- & Weiterbildung
Ausbildung und Voraussetzungen
Die Ausbildung zum Wirtschaftspädagogen/zur Wirtschaftspädagogin erfolgt über das 5-semestrige Masterstudium der Wirtschaftspädagogik bzw. das 9-semstrige Diplomstudium (Linz). Zur Zulassung zum Masterstudiengang Wirtschaftspädagogik muss das dreijährige Bachelorstudium Wirtschafts- und Sozialwissenschaften oder ein anderes facheinschlägiges Bachelorstudium absolviert werden.
Wichtige Ausbildungsinhalte:
- Betriebswirtschaftslehre
- Rechnungswesen
- Wirtschaftspädagogik
- Kostenrechnung und Controlling
- Projektmanagement, Projektleitung
- facheinschlägige Softwareprogramme
- Lehre, Vor- und Nachbereitung
- Dokumentation
Weiterbildung und Spezialisierungen
Weiterbildungsmöglichkeiten für Wirtschaftspädagog*innen im Lehrerberuf an Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen bieten Seminare an den pädagogischen Hochschulen, Universitätslehrgänge, die Teilnahme an Fachtagungen sowie das Studium neuer Literatur. Besonders die Pädagogischen Hochschulen bieten umfassende Weiterbildungsangebote. Eine Liste der Adressen und Links aller Pädagogischen Hochschulen findest du auf der Seite Pädagogische Hochschulen in Österreich.
Wirtschaftspädagog*innen, die in der Wirtschaft tätig sind, können verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich der Betriebswirtschaftslehre usw. in Anspruch nehmen. Diese werden von zahlreichen Universitäten, Fachhochschulen und Erwachsenenbildungseinrichtungen angeboten. Die Teilnahme an betriebsinternen Fortbildungsseminaren ist ebenso eine gute Möglichkeit der Weiterbildung.
Wichtige überfachliche Weiterbildungsthemen sind beispielsweise:
- Konfliktmanagement
- Persönlichkeitsentwicklung
- Kommunikationsfähigkeit, Teamentwicklung
- Medienkompetenz
- Datenschutz und Datensicherheit
- Internetsicherheit
- Digitale Anwendungen und Tools im Unterricht
- Diversitymanagement
- Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
- Entwicklungen am Arbeitsmarkt und in der Berufswelt