Wie werde ich Glasbläser*in und Glasinstrumentenerzeuger*in?
Glasbläser*innen und Glasinstrumentenerzeuger*innen verarbeiten Glasstäbe und Glasröhren zu Apparaten und Instrumenten für den Laborbedarf und für Thermometer, Messgeräte und Neonschriften. Sie verarbeiten Normal- und Hartglas mit verschiedenen Techniken der Warm- und Kaltbehandlung. Glasbläser*innen und Glasinstrumentenerzeuger*innen arbeiten in gewerblichen Werkstätten an und mit speziellen Glasmessern und Schneidemaschinen, Gasbrennern und Temperöfen. Sie arbeiten mit Berufskolleg*innen und Vorgesetzten zusammen und haben Kontakt zu Kund*innen.
Arbeiten als Glasbläser*in und Glasinstrumentenerzeuger*in
Arbeitsumfeld
Glas ist ein Werkstoff, dessen Grundbestandteile die Natur vor Jahrmillionen in Vulkanen erschaffen hat und dessen Herstellung vor über dreitausend Jahren entdeckt wurde. Hergestellt wird Glas zu über 50% aus Quarzsand. Im Gemenge, so nennt man das Gemisch der Glasrohstoffe, sind außerdem noch mineralische Naturstoffe wie Feldspat, Dolomit, Soda, Kalk, Salpeter u. a. enthalten. Bei einer Temperatur von 1500 Grad Celsius, der Temperatur flüssiger Lava, schmilzt dieses Gemisch zu Glas.
Glasbläser*innen und Glasinstrumentenerzeuger*innen verarbeiten Glasstäbe und Glasröhren zu Destillationsapparate, Instrumente für den Laborbedarf wie Reagenzgläser und Glaskolben, für Thermometer, Messgeräte und Neonschriften. Sie verarbeiten Normalglas zu Neonröhren, verwenden Hartglas wie Quarzglas für Apparate und Instrumente, die starker Hitze und Chemikalien aushalten müssen. Bei der Glasbearbeitung wenden sie verschiedene Techniken der Warm- und Kaltbehandlung an.
Bei der Kaltbearbeitung schneiden Glasbläser*innen und Glasinstrumentenerzeuger*innen das Glas mit Glasmessern oder Abschneidemaschinen aus, schleifen und bohren es. Bei der Warmbehandlung bringen sie das Glas mit einem Gasbrenner in zähflüssigen Zustand, um es durch Feilen, Blasen, Biegen und andere Arbeitstechniken zu verformen. Beim "Spitzenziehen" ziehen sie die erwärmten Glasröhren unter ständigem Drehen in die Länge. Beim Erweitern von Glasröhren zu Kugeln verschmelzen sie das eine Ende der Röhre und erhitzen die zu erweiternde Stelle.
Beim "Auftreiben" erweitern Glasbläser*innen und Glasinstrumentenerzeuger*innen das erhitzte Ende des Werkstückes trichterförmig. Beim Biegen formen sie die zu biegende Werkstücklänge über der Flamme. Beim Zusammensetzen von zwei Glasteilen fügen sie die entsprechenden Stellen nach dem Erwärmen aneinander, dadurch sind die beiden Glasteile nach dem Erstarren dauerhaft miteinander verbunden.
Glasbläser*innen und Glasinstrumentenerzeuger*innen erzeugen bei der Ver- und Bearbeitung der Apparate und Instrumente nicht unbedingt alle Teile selbst, sondern verwenden auch Fertigteile aus der industriellen Produktion.
Aufgaben
- Werkzeichnungen anfertigen und erforderliche Glasstäbe und -röhren auswählen
- verschiedene Kalt- und Warmbehandlungstechniken anwenden
- Glasrohre ausmessen, zuschneiden, schleifen und bohren
- Glasrohre durch Feilen, Blasen und Biegen verformen
- Glaselementen polieren, verspiegeln und einfärben
- Gläser mit Säuren reinigen
- Glasgefäße durch Ätzen skalieren
- defekte Glasapparate und Geräte reparieren
Arbeitsmittel und Ausrüstung
Glasbläser*innen und Glasinstrumentenerzeuger*innen arbeiten nach Werkzeichnungen mit speziellen Glasmessern und Abschneidemaschinen, mit Gasbrennern, verschiedenen Werkzeugen zum Feilen, Blasen und Biegen, arbeiten an Temperöfen und verwenden optische Spannungsprüfer. Sie erstellen und lesen Werkzeichnungen und Konstruktionspläne.
Benötigte Fähigkeiten
KoordinationsfähigkeitFingerfertigkeitgutes SehvermögenKreativitätGutes AugenmaßHandwerkliches GeschickTechnisches VerständnisKommunikationsfähigkeitKundenorientierungAufmerksamkeitEntscheidungsfreudigkeitFlexibilitätUmweltbewusstseinSystematikAus- & Weiterbildung
Ausbildung und Voraussetzungen
Wichtige Ausbildungsinhalte:
- Glasbläserei
- Glasinstrumentenerzeugung
- Arbeitsvorbereitung
- Kalt- und Warmbehandlungstechniken
- Werkzeug- und Gerätekunde
- Materialienkunde
- technische Dokumentation
- Wartung und Reparatur
- Buchführung
- Kund*innenbetreuung und -beratung
Weiterbildung und Spezialisierungen
Glasbläser*innen und Glasinstrumentenerzeuger*innen sind beruflich immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Voraussetzung für Erfolg in diesem Beruf ist es, immer auf dem neuesten Stand der Entwicklung zu bleiben und das Fachwissen, die Methodenkompetenzen und sozialen Kompetenzen laufend zu ergänzen und zu vertiefen.
Weiterbildungseinrichtungen wie z. B. das Berufsförderungsinstitut (BFI) und das Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) bieten in relevanten Bereichen wie z. B. Glasbearbeitungstechniken, Oberflächenbehandlung, Qualitätsmanagement und dergleichen einschlägige Kurse und Lehrgänge an.
Auch der Besuch einer Werkmeisterschule oder die Vorbereitung auf die Meister*innenprüfung sowie Weiterbildungsangebote in anderen Bereichen der Glaserzeugung (Glasbau, Glasmacherei Hohlglasveredelung usw.), kommen als Weiterbildung und Höherqualifizierung in Frage.
Möglichkeiten zur beruflichen Höherqualifizierung bieten außerdem Vorbereitungs- und Aufbaulehrgänge für Berufstätige an berufsbildenden höheren Schulen, insbesondere an Höheren Technischen Lehranstalten (HTL).
Mit dem Abschluss eines Aufbaulehrganges (3 Jahre) ist neben einer höheren Fachqualifikation außerdem die Matura verbunden, die ein Studium an Fachhochschulen und Universitäten (Metallgestaltung, Metalltechnik) ermöglicht.
Studium ohne Matura:
Für ein Studium an einer Fachhochschule, Universität oder Pädagogischen Hochschulen ist normalerweise die Matura einer Allgemeinbildenden (AHS) oder Berufsbildenden Höheren Schule (BHS) erforderlich.
Es bestehen aber auch andere Zugangsmöglichkeiten:
- Berufsreifeprüfung (Lehre mit Matura): Die Berufsreifeprüfung, die du bereits während deiner Lehrzeit beginnen kannst, ist eine vollwertige Matura, mit der du uneingeschränkten Zugang zum Studium hast.
- Studienberechtigungsprüfung: Die Studienberechtigungsprüfung kannst du vor Beginn eines Studiums ablegen. Sie ermöglicht den Zugang zu einem bestimmten Studium.
- ohne Matura mit Berufsausbildung und Berufserfahrung: Fachhochschulen bieten außerdem meist die Möglichkeit mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung (insb. Lehre oder Berufsbildender Mittlerer Schule (BMS)) und mehrjähriger Berufserfahrung auch ohne Matura ein facheinschlägiges (d. h. mit der Berufsausbildung fachlich verwandtes) Bachelorstudien zu beginnen. Meist müssen dazu einzelne Zusatzprüfungen absolviert werden.