Wie werde ich Flachglasveredler*in?
Glasverfahrenstechniker*innen mit Schwerpunkt Flachglasveredelung stellen mittels hochtechnisierten und großteils automatisierten Maschinen und Anlagen Flachglasprodukte für die Bereiche Bau, Wohnräume sowie Brandschutz und Sicherheit her.
Isolierglas, Sicherheitsglas, Brandschutz- oder Sonnenschutzglas benötigt spezielle Bearbeitung (Veredelung) um das Roh-Flachglas hitzebeständiger, stabiler oder weniger lichtdurchlässig zu machen. Durch Schneiden, Brechen oder Schleifen wird das Flachglas in die richtige Form gebracht und durch verschiedene Techniken (Hitze, Folien, Drucke) den Flachglasprodukten zusätzliche Eigenschaften verliehen.
Glasverfahrenstechniker*innen mit Schwerpunkt Flachglasveredelung programmieren, steuern, beschicken und rüsten die dazu notwendigen Maschinen und Anlagen bzw. bearbeiten das Flachglas manuell. Sie überwachen den Produktionsprozess und kontrollieren die Qualität und den Produktionsfortschritt.
Glasverfahrenstechniker*innen arbeiten zusammen mit Berufskolleg*innen und Hilfskräften.
Steckbrief
Benötigte Abschlüsse
PflichtschuleBerufsgruppen
Chemie & Kunststoffe, Bau, Architektur & Gebäudetechnik, Naturwissenschaften & Mathematik, Recht, Sicherheit & Verwaltung, Umwelt, Energie & RohstoffeBerufsfelder
Arbeiten in Handwerk & ProduktionArbeiten als Flachglasveredler*in
Arbeitsumfeld
Flachglasprodukte z. B. Einscheiben-Sicherheitsglas, Verbund-Sicherheitsglas, Mehrscheiben-Isolierglas werden im Bau (Fenster, Wände), in der Innenausstattung (Türen, Geländer), als Brand- oder Sonnenschutz oder als Sicherheitsglas eingesetzt. Mit Hilfe von automatisierten Maschinen und hochtechnisierten Anlagen produzieren Glasverfahrenstechniker*innen im Schwerpunkt Flachglasveredelung die Flachglasprodukte und führen die notwendigen Verfahren zur Veredelung durch. Durch Veredelung wird das Flachglas beispielsweise hitzebeständig, stabiler und härter gemacht oder bedruckt.
Vor der Veredelung reinigen, trocknen und überprüfen Glasverfahrenstechniker*innen im Schwerpunkt Flachglasveredelung das zu bearbeitende Flachglas. Zum Veredeln bearbeiten sie das Flachglas mit Hilfe von Maschinen und Anlagen, die sie programmieren, einstellen oder steuern oder arbeiten manuell daran. Sie schneiden, brechen, säumen, schleifen oder polieren die Glasbauteile bzw. bestimmte -ausschnitte. Je nach gewünschten Eigenschaften wird das Glas speziell erhitzt und wieder gekühlt, gehärtet, mit Folien beklebt, poliert, bedruckt, beschichtet, etc. Bestimmte Flachglasveredelungen verbinden zwei oder mehrere Flachgläser miteinander und enthalten dann bestimmte Folien, Gelees oder Gase, Klebe-, Dicht oder Dämmstoffe.
Glasverfahrenstechniker*innen mit dem Schwerpunkt Flachglasveredelung überwachen den gesamten Produktionsprozess. Sie programmieren die Arbeitsprozesse, nehmen Einstellungen vor, beseitigen Ablaufstörungen, optimieren den Produktionsprozess und stellen so sicher, dass der Materialfluss eingehalten wird. Dabei führen sie auch Instandhaltungsarbeiten durch und warten und pflegen die Anlagen und überprüfen laufend die Produktqualität.
Glasverfahrenstechniker*innen im Schwerpunkt Flachglasveredelung planen die Arbeitsschritte, Prozessabläufe, Personalbedarf und Mengen, dokumentieren den Prozess und führen Berechnungen und Analysen zur Prozessoptimierung durch. Außerdem kontrollieren und prüfen sie die Ausgangsmaterialien genauso wie die Endprodukte auf Qualität und regulieren den Lagerbestand.
Aufgaben
- Ausgangsprodukte, Zusatz- und Hilfsstoffe auswählen und auf Verwendbarkeit prüfen
- Flachglastafeln reinigen, trocknen, kontrollieren, markieren, einteilen, anzeichnen
- Produktionsprozesse (Arbeitsschritte, Materialbedarf, Personaleinsätze) planen
- Maschinen und Anlagen programmieren, einstellen, beschicken, rüsten bzw. bedienen
- Flachglas mit Hilfe von Maschinen oder manuell schneiden, brechen, schleifen, polieren
- Herstellen von Ausschnitten
- Flachglasprodukte folieren, kleben, schleifen, erhitzen, kühlen, bedrucken
- Verbundglas aus mehreren Flachgläsern und Kunststofffolie herstellen
- Mehrfachglas aus mehreren Flachgläsern und Kunststofffolie oder Gasfüllungen herstellen
- Flachglasveredelung überwachen, Materialfluss sicherstellen, Ablaufstörungen beseitigen
- Qualitätskontrollen durchführen
- Maschinen und Anlagen warten, reinigen und Instandhaltungsarbeiten durchführen
- Produktionsprozess dokumentieren und optimieren
Arbeitsmittel und Ausrüstung
Glasverfahrenstechniker*innen im Schwerpunkt Flachglasveredelung arbeiten mit Flachglasprodukten und den Veredelungsmaterialien und -stoffen (Klebe-, Dicht-, und Dämmstoffe, Schleif- und Poliermittel). Für die Veredelung bedienen sie Schneide-, Schleif,- Polier-, Bohrmaschinen und CNC-Maschinen sowie Geräte und Anlagen zum Waschen und Trocknen, Luftkissenpufferstationen, Gasfüllpressen, Autoklaven, Öfen, Kontrollstationen und verwenden manuelle Glasbearbeitungswerkzeuge wie Glasschneider, Glassägen, Gehrungssägen, Glasbohrmaschinen, Diamantbohrer und Schleifmaschinen, etc.
Für die Steuerung, Wartung, Einstellung und Instandhaltungsarbeiten verwenden sie Spezial- und Hilfswerkzeuge und Softwareanwendungen der Anlagen.
Für die Organisation und Administration verwenden sie die üblichen Bürogeräte (Computer/Laptop, Tablet, Telefon, Drucker) sowie branchenspezifische, CAD- oder CAM-Software.
Während der Tätigkeiten in der Fertigung tragen sie Schutzkleidung (Helm, Schutzbrille, Gehörschutz und Schutzhandschuhe).
Benötigte Fähigkeiten
Körperliche Fitness und Interesse an SportLärmunempfindlichkeitWetterfestigkeitSpezielle Software-KenntnisseVerständnis für chemische VerbindungenGutes AugenmaßHandwerkliches GeschickTechnisches VerständnisMathematisches VerständnisOffenheitKommunikationsfähigkeitAufmerksamkeitBelastbarkeitEntscheidungsfreudigkeitFlexibilitätSicherheitsbewusstseinUmweltbewusstseinKoordinationsfähigkeitOrganisationsfähigkeitProblemlösungskompetenzSystematikAus- & Weiterbildung
Weiterbildung und Spezialisierungen
Glasverfahrenstechnikner*innen für Flachglasveredelung sind beruflich immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Voraussetzung für Erfolg in diesem Beruf ist es, immer auf dem neuesten Stand der Entwicklung zu bleiben und das Fachwissen, die Methodenkompetenzen und sozialen Kompetenzen laufend zu ergänzen und zu vertiefen.
Weiterbildungseinrichtungen wie z. B. das Berufsförderungsinstitut (BFI) und das Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) bieten Kurse und Lehrgänge in relevanten technischen und handwerklichen, aber auch kaufmännischen und betriebswirtschaftlichen Bereichen an. Auch der Besuch einer Werkmeisterschule oder die Vorbereitung auf die Meister*innenprüfung sowie Weiterbildungsangebote in anderen Bereichen der Glaserzeugung und des Glasbaus kommen als Weiterbildung und Höherqualifizierung in Frage.
Größere Unternehmen führen außerdem zur beruflichen Weiterbildung ihrer Mitarbeiter*innen regelmäßig interne Schulungen zu Produkten, Materialien und Verarbeitungsmethoden durch oder bieten Herstellerbetrieben die Möglichkeit Produktschulungen vor Ort durchzuführen.
Möglichkeiten zur beruflichen Höherqualifizierung bieten weiters Vorbereitungs- und Aufbaulehrgänge an berufsbildenden höheren Schulen (Höhere Technische Lehranstalten, HTLs) oder Werkmeisterschulen. Mit dem Abschluss eines Aufbaulehrganges ist neben einer höheren Fachqualifikation außerdem die Matura verbunden, die ein Studium an Fachhochschulen und Universitäten ermöglicht.
Studium ohne Matura:
Für ein Studium an einer Fachhochschule, Universität oder Pädagogischen Hochschulen ist normalerweise die Matura einer Allgemeinbildenden (AHS) oder Berufsbildenden Höheren Schule (BHS) erforderlich.
Es bestehen aber auch andere Zugangsmöglichkeiten:
- Berufsreifeprüfung (Lehre mit Matura): Die Berufsreifeprüfung, die du bereits während deiner Lehrzeit beginnen kannst, ist eine vollwertige Matura, mit der du uneingeschränkten Zugang zum Studium hast.
- Studienberechtigungsprüfung: Die Studienberechtigungsprüfung kannst du vor Beginn eines Studiums ablegen. Sie ermöglicht den Zugang zu einem bestimmten Studium.
- ohne Matura mit Berufsausbildung und Berufserfahrung: Fachhochschulen bieten außerdem meist die Möglichkeit mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung (insb. Lehre oder Berufsbildender Mittlerer Schule (BMS)) und mehrjähriger Berufserfahrung auch ohne Matura ein facheinschlägiges (d. h. mit der Berufsausbildung fachlich verwandtes) Bachelorstudien zu beginnen. Meist müssen dazu einzelne Zusatzprüfungen absolviert werden.