Uni versus Fachhochschule: 5 Unterschiede, die dir die Entscheidung erleichtern
Du möchtest ein Studium beginnen oder auch dein Studienfach wechseln? Dann solltest du dir nicht nur Gedanken über das Fach machen, sondern auch überlegen, welche Form des Studiums für dich in Frage kommt. Nicht jedes Fach kannst du auf Uni und FH gleichermaßen studieren. Außerdem haben die meisten Fachhochschulen sowie auch manche Fächer an Universitäten Anmeldefristen, die du einhalten solltest. Hier stellen wir dir fünf wesentliche Unterschiede vor, damit du eine Entscheidung treffen kannst, die auch Hand und Fuß hat.
1. Zugangsbeschränkungen vs. Offen für alle
Die primäre Voraussetzung, um überhaupt studieren zu können, ist die sogenannte Hochschulreife, die du durch ein Abitur (oder auch ein Fachabitur), eine Matura oder eine Studienberechtigungsprüfung erreichen kannst. Bei der Studienberechtigungsprüfung musst du je nach angestrebtem Studium in bestimmten Fächern Prüfungen ablegen, um zugelassen zu werden. Mit Abitur oder Matura, bzw. auch einem gleichwertigen ausländischen Abschluss, bist du grundsätzlich berechtigt, dich für ein Studium zu inskribieren.
Sowohl in Österreich als auch in Deutschland wird die Anzahl der Studierenden jedes Jahr größer. Einige Studienrichtungen haben daher Zugangsbeschränkungen eingeführt. In Deutschland gilt hierfür die Numerus Clausus Regelung, die dir eine Inskription für ein bestimmtes Studium nur erlaubt, wenn dein Notendurchschnitt einen bestimmten Wert nicht überschreitet. Dies ist wiederum von Studium zu Studium unterschiedlich, je nachdem, wie viele Interessierte sich für ein Studium bewerben. In Österreich gibt es für Massenfächer wie Medizin, Psychologie und ähnliche auch Aufnahmetests. Die Unis mieten dafür eigene Hallen in Veranstaltungszentren an, um einen gleichzeitigen Zugangstest für mehrere tausend Interessierte abhalten zu können.
Auch an der Uni Graz gibt es Aufnahmeprüfungen sowie eine Studieneingangsphase, die bestanden werden muss, um an den weiterführenden Seminaren teilnehmen zu können.
Die Zugangsbeschränkungen hören leider nicht auf, wenn du erst einmal an einer Universität inskribiert bist. Die Uni Wien beispielsweise verfährt nach einem Punktesystem. Du hast also ein bestimmtes Kontingent an Punkten zur Verfügung und musst bei der Anmeldung zu bestimmten Kursen oder Seminaren mit Teilnehmerbeschränkung eine Punktezahl vergeben. Angenommen werden dann jene Studierende, die die meisten Punkte vergeben haben. Die Wahrscheinlichkeit, in wichtige Kurse, die Voraussetzung für weitere Kurse sind, nicht rein zu kommen, ist also umso höher, je mehr Studierende inskribiert sind. Hier kann es also schon mal passieren, dass du ein oder sogar zwei Semester auf den Anschluss warten musst. Nicht besonders cool, oder?
Auf einer Fachhochschule hast du dieses Problem nicht. Bist du einmal aufgenommen, verbringst du deine drei bis vier Studienjahre in der selben Klasse. Fällst du bei einem oder mehreren Fächern durch, musst du die Prüfungen meist zusätzlich zum neuen Stoff im nächsten Semester unterbringen. Ziemlich viel Stress und auch nicht cool.
2. Viele Leute vs. kleine Gruppe
An der Uni sind dir eindeutig zu viele Menschen? Dann überlege dir, auf weniger beliebte Fächer ausweichen, z.B. auf die sogenannten MINT Fächer, die außerdem im Vergleich zu den meisten Geistes- oder Sozialwissenschaften sehr gute Jobchancen bieten. Wenn du außerdem nicht unbedingt Medizin oder Psychologie studieren möchtest, dann bieten Fachhochschulen ein eindeutig besseres Lehrenden-Studierenden-Verhältnis. Allerdings gibt es nur bis zu 30 Studienplätze, die wiederum hart umkämpft sind. Dafür sitzt du nicht mit 500 Erstsemestrigen in einem unpersönlichen Hörsaal einer öffentlichen Universität. Ein Versuch ist es also wert, nicht?
Informiere dich also frühzeitig über Anmeldefristen und bewirb dich rechtzeitig. Jede Fachhochschule hat unterschiedliche Anforderungen und Fristen, die du leicht über die jeweilige Website herausfinden kannst. Nimm dir außerdem über den Sommer Zeit, um an den Assessment Centern bzw. Eignungstests teilnehmen zu können. Leider finden die meisten gerade dann statt, wenn du als frisch gebackener Abiturient bzw. gerade bestandene Maturantin nur noch Sommer, Sonne und Strand im Kopf hast.
Ein weiterer Nachteil viele Mitstudierende zu haben, ist es, dass die Qualität der Lehre leidet. Sie wird nicht nur unpersönlicher, es stehen auch weniger Lehrmittel oder Versuchslabore etc. zur Verfügung.
3. Studiengebühren und Studienwechsel
Auch bei den Studiengebühren gibt es Unterschiede. In Österreich sind die Universitäten noch frei zugänglich, du zahlst hier lediglich den Beitrag für die österreichische Hochschülerschaft. Die Fachhochschulen verlangen meistens Studiengebühren. In Deutschland sind die Studiengebühren von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, auch an Universitäten. Informiere dich rechtzeitig, um eventuell auf ein anderes Bundesland ausweichen zu können, wenn die Studiengebühren in deiner Stadt zu hoch sind.
Du kommst von einer FH und möchtest jetzt für den Master auf eine Universität wechseln? Durch das Bologna System mit Bachelor und Master sollte das eigentlich problemlos möglich sein. Die Realität erzählt allerdings andere Geschichten. Falls die Unterschiede zum vorhergehenden Bachelorstudium zu groß sind, wirst du gar nicht zugelassen. Wenn du doch Glück hast, und sich die Studiengangsleitung für dich entscheidet, musst du bis zu 30 ECTS an Lehrveranstaltungen nachholen. Das betrifft dich übrigens auch, wenn du von einer andere Universität kommst.
4. Praxis vs. Theorie
Eine kleinere Anzahl an Studierenden ermöglicht auch, dass auf Fachhochschulen mehr Praxisbezug angeboten werden kann. Auch die Lehrenden kommen meist aus der Praxis und geben neben ihrem eigentlichen Job zusätzlich Unterricht. Der Vorteil davon: Dein Wissen kommt direkt aus der Praxis und gibt dir Einblick in deinen zukünftigen Beruf. Gerade Fachhochschulen sind prädestiniert dafür, dich für einen bestimmten Beruf auszubilden. Meist hast du nach Abschluss auch sehr gute Chancen, einen Job zu bekommen.
Universitäten hingegen verfolgen ein ganz anderes Ziel. Nicht die Ausbildung für einen bestimmten Beruf ist hier wichtig, sondern dass Studierende selbstständig Forschungsfragen erarbeiten und gängige Theorien in Frage stellen. Die dabei erlernte Fähigkeit, sich Wissen anzueignen, es aber trotzdem kritisch zu betrachten, sehen viele große Unternehmen als enorm wichtig an. Ausgenommen davon sind Fächer wie etwa Medizin. Diese Fächer haben auch auf der Universität sehr viel Praxisbezug.
Studierende auf Fachhochschulen hingegen bekommen ihre Lernunterlagen direkt von den Lehrenden. Hier liegt der Fokus eher darauf, das Erlernte in der Praxis anzuwenden. Oftmals sind auch Pflichtpraktika vorgeschrieben, die von Studierenden absolviert werden müssen.
Interesse geweckt? Hier findest du noch mehr Videos von Studierenden der FH Campus Wien.
Der krasseste Gegensatz zur praktisch ausgerichteten FH sind sogenannte Orchideenfächer, also Geisteswissenschaften, denen nur sehr schwer ein passender und derzeit existierender Beruf zuzuordnen ist. Trotz schlechter Jobaussichten inskribierten sich noch 2013 in Österreich etwa ein Drittel aller Studierenden für eine oder mehrere dieser Studienrichtungen. In Deutschland sind es aktuell etwa 16 Prozent.
Du möchtest unbedingt in die Forschung? Dann ist die Universität für dich die einzige Wahl. Nur hier liegt der Schwerpunkt auf wissenschaftlichem Arbeiten, sodass du nach dem Master auch einen Doktor dranhängen kannst. In einem weiteren Schritt bekommst du dann hoffentlich eine Stelle für eine Habilitation, was allerdings nicht immer leicht ist.
Praxisbezug ist dir wichtig und du möchtest trotzdem an einer Universität studieren? Dann ist ein duales Studium vielleicht das Richtige für dich. In Deutschland hat sich diese Form des Studieren bereits etabliert. Dabei wechseln sich monatelange Arbeitszeiten in kooperierenden Betrieben mit reiner Studienzeit auf einer Universität ab. Du übst also nicht nur das Arbeiten – wie auf einer FH – sondern bist schon während deiner theoretischen Ausbildung mitten im späteren Beruf.
5. Flexible Zeiteinteilung vs. fixer Stundenplan
Einer der wichtigsten Unterschiede zum Schluss: Wenn du auf einer Universität studierst, genießt du die Freiheit, dir deine Zeit selbst einzuteilen. Manche können das sehr gut und haben ein effektives Zeitmanagement. Ein paar schaffen es sogar, unter der Mindestzeit zu studieren. Andere wiederum werden zu den ewigen Studierenden, studieren 20 oder mehr Semester in fünf verschiedenen Studienrichtungen und machen dann trotzdem keinen Abschluss.
Falls du also eher schlecht mit Zeit umgehen kannst und dich öfters dabei erwischt, wie du deine Zeit auf Instagram vertrödelst, kann ein Studium an einer FH eine gute Alternative sein. Dort bist du nämlich dazu gezwungen, Prüfungen an bestimmten Terminen abzulegen sowie bei Lehrveranstaltungen anwesend zu sein. Außerdem sind die Lehrveranstaltungen fix vorgegeben, die pro Semester zu absolvieren sind. Wenn du allerdings schneller sein möchtest, hast du hier leider keine Wahl: Der Stundenplan steht fest.
Manchmal ist ein Vollzeitstudium – FH oder Uni – aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Beispielsweise, wenn du alleinerziehend bist oder nebenbei arbeiten musst, um dir dein Studium leisten zu können. An den Universitäten werden Lehrveranstaltungen zu unterschiedlichsten Zeiten abgehalten. Um wirklich ohne Einschränkungen studieren zu können, müsstest du einen Job haben, in dem eine flexible Zeiteinteilung möglich ist. Ansonsten wirst du immer wieder Lehrveranstaltungen verpassen und dein Studium zieht sich unnötig in die Länge.
Eine Lösung hierfür sind berufsbegleitende Studien, wie sie unter anderem von Fachhochschulen angeboten werden.
Neue Formen der Aus- und Weiterbildung
Es gibt aber nicht nur Unterschiede zwischen einem Universitätsstudium und einer Fachhochschule. Gerade im Bildungsbereich haben sich jede Menge andere Formen an Aus- und Weiterbildung etabliert. So kannst du nach der Matura auch ein Kolleg auf einer berufsbildenden Schule machen, falls du eine AHS Matura hast und dir schnell ein zweites Standbein aufbauen möchtest. Oder du setzt eine Lehre bzw. Ausbildung oben drauf. In Deutschland ist dies zum Beispiel schon wesentlich üblicher als in Österreich. Außerdem kommen bestimmte Kurzstudien oder Lehrgänge für dich in Frage, die zwar meist etwas kosten, die du dafür auch berufsbegleitend machen kannst.
Du siehst also: Eine Fülle an Möglichkeiten, die dir mit Matura bzw. Abitur offen stehen. Jetzt musst du dich nur noch entscheiden.
Du weißt außerdem noch nicht, welchen Beruf du mal ergreifen möchtest? Dann schau dir hier unsere Berufsbilder an und informiere dich, welche Ausbildung dafür nötig ist, welche Zukunftschancen du hast und welche Fähigkeiten du mitbringen solltest.
Videostories
Martina Froeis
“Als erstes natürlich ist die Aufnahmeprüfung zu bestehen. Die Grundkenntnisse aus der Matura helfen natürlich. Gute Englischkenntnisse wären auch nicht schlecht und eine offene Persönlichkeit, weil du hast mit Menschen zu tun.“ Für Martina Froeis, Psychologie Studentin an der Universität Graz, sind das die Voraussetzung für einen Studienplatz. Was gefällt ihr besonders an ihrer Ausbildung? “Das coolste Seminar, das ich bisher gehabt habe, war Beratung und Gesprächsführung. Man lernt einfach viel für das Leben.“
Edith Petschnigg
“Hör auf deine innere Stimme. Mach das, was dir selbst wirklich wichtig ist. Ich denke man kann nur dort gut sein, wo auch wirklich das Herz dranhängt“, wäre Edith Petschniggs Rat an ihr 14-jähriges Ich. In ihrem Doktorat in Theologie an der Universität Graz begeistert sie besonders das Forschen für ihre Dissertation. Das Coolste “für mich persönlich ist mein Thema: Es geht um die Aufarbeitung der jüdisch-christlichen Beziehungen nach 1945, konkret anhand von vier Dialoginitiativen. Cool war für mich dabei vor allem der Begegnungsaspekt.“