Selbstständigkeit vs. Angestelltenverhältnis: Was passt besser zu dir?
Dieses Mal nehmen wir nicht nur einzelne Berufe ins Visier, sondern schauen uns Arbeitsformen an. Welche verschiedenen Arbeitsverhältnisse gibt es in Österreich und welche Vor- und Nachteile bringen diese mit sich? Finde heraus, was am besten zu dir passt!
In Österreich gibt es verschiedene Möglichkeiten seine Leistung anzubieten. Die wohl bekannteste Form ist das Angestelltenverhältnis. Sucht man im Duden danach, findet man folgende Beschreibung: „vertragliches Arbeitsverhältnis mit monatlicher Gehaltszahlung“. Diese kurze Beschreibung grenzt das Angestelltenverhältnis bereits sehr gut von der zweiten, sehr verbreiteten Form, der Selbstständigkeit, ab. Denn wenn du als Selbstständiger deine Leistung anbietest, dann hast du oftmals keinen Vertrag und bekommst auch keine monatlichen Gehaltszahlungen.
Wie alles im Leben haben beide Formen ihre Vor- und Nachteile. Wir helfen dir anhand von 5 Gegenüberstellungen der beiden Formen herauszufinden, welches Arbeitsverhältnis am besten zu dir passt.
1. Unabhängig vs. geregelter Vertrag
Der wohl ausschlaggebende Grund für viele, sich für eine selbstständige Tätigkeit zu entscheiden, ist jener, dass man unabhängig und quasi sein eigener Chef ist. Da man in keinem vertraglichen Verhältnis steht, ist es auch möglich, Aufträge abzusagen, da man sich diese quasi „selbst aussuchen“ kann. Der Nachteil davon kann jedoch sein, dass man aus finanziellen Gründen dennoch dazu gezwungen ist, den einen oder anderen Auftrag anzunehmen, der vielleicht nicht so viel Spaß macht, aber das nötige Geld bringt.
Zudem sollte man als Selbstständiger ein gutes Zeitmanagement mitbringen: Denn man hat niemanden der einem auf die Finger klopft, damit man die Deadlines einhält. Dies kann vor allem dann problematisch werden, wenn man eher der gemütliche Typ ist und Dinge bis zum letzten Drücker aufschiebt.
Für die Selbstständigkeit geeignet: Wenn du gut organisiert bist, strukturiert arbeitest, ein gutes Zeitmanagement besitzt und Dinge fertig stellst, ohne dass dich ständig jemand an die Deadlines erinnern muss, dann ist eine selbstständige Tätigkeit das Richtige für dich.
Für ein Angestelltenverhältnis geeignet: Bist du gewissenhaft und pünktlich, brauchst aber jemanden der dich pusht, fixe vorgegebene Deadlines setzt und klare Aufgabenstellungen steckt, dann bist du in einem Angestelltenverhältnis womöglich besser aufgehoben. Zwar gibt es auch viele Angestelltenverhältnisse, in denen du sehr selbstständig arbeiten musst. Je höher deine Position ist, desto mehr Risiko und Verantwortung trägst du auch. Dennoch hast du immer einen finanziellen Rückhalt und einen Vertrag, der deine Leistungen festlegt.
2. Auf eigene Faust vs. externe Hilfe
Selbstständig sein bedeutet auch, dass man sich beispielsweise gut mit Steuerrecht auskennen sollte und den Weg zu dem einen oder anderen Amt nicht scheuen sollte. Gerade wenn du dich als frisch gebackener Selbstständiger auf deine eigenen Unternehmungen stürzen willst, ist ein hohes Maß an Geduld und Durchhaltevermögen gefragt. Denn zu Beginn musst du dich erst einmal schlau machen, dich in vieles hineinlesen, bei verschiedenen Stellen um Rat fragen, eine eigene Versicherung (in Österreich die SVA) abschließen und in so manchem Fall einen Gewerbeschein lösen.
Zudem wird dich niemand an der Hand nehmen und durch den Dschungel der Bürokratie führen: Da musst du dich schon selbst darum kümmern! Es gibt natürlich die Möglichkeit sich entgeltlich die Hilfe eines Steuerberaters zu sichern, der dir bei all diesen Angelegenheiten unterstützend zur Seite steht. Gerade zu Beginn ist dies sehr ratsam, da dich ein guter Steuerberater vor so mancher anfänglichen Katastrophe retten kann. Zudem solltest du selbst für deine Krankenversicherung und deine Pension einzahlen, da dies im Falle einer Selbstständigkeit kein Arbeitgeber automatisch für dich übernimmt.
Für die Selbstständigkeit geeignet: Wenn du leicht den Überblick behältst und dir Steuerrecht, Buchhaltung und Rechnungsstellung keine großen Schwierigkeiten bereiten, dann kannst du dich getrost auf den Dschungel an Dokumenten, Formularen und Honorarnoten einlassen!
Für ein Angestelltenverhältnis geeignet: Bist du eher der Typ, der sich selbst nicht um seine Pensionsvorsorge oder Krankenversicherung kümmern möchte und auch kein großes Risiko eingehen möchte? Dann solltest du lieber beim klassischen Angestelltenverhältnis bleiben.
3. Die Gefahr zu viel zu arbeiten vs. fixe Arbeitszeiten
Ein Workaholic zu sein ist sowohl gut als auch schlecht als Selbstständiger. Jeder, der Selbstständige im Freundeskreis hat, kennt bestimmt schon den Satz „Wenn du selbstständig bist, arbeitest du selbst und ständig“. Da ist was Wahres dran! Im Durchschnitt arbeitest du als Selbstständiger nämlich um die 45 – 60 Stunden die Woche und in diesem Fall schützt dich auch kein Arbeitsgesetz davor.
Schnell merkst du, dass, nur wenn du dahinter bist und dich voll reinhängst, du auch deinen Lebensunterhalt damit finanzieren kannst: Denn ohne regelmäßige Aufträge bekommst du auch kein Gehalt!
Wenn du also ein Workaholic bist, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass du viele Aufträge an Land ziehst; auf der anderen Seite ist es auch gefährlich als Selbstständiger ein Workaholic zu sein, da man ohne es zu merken häufig dazu tendiert bis spät nachts und auch an den Wochenenden durchzuarbeiten, was Familie und Freunde oft zu kurz kommen lässt.
Für die Selbstständigkeit geeignet: Wenn du also gerne abends oder am Wochenende arbeitest und dich nicht an fixe Arbeitszeiten halten möchtest, keinen fixen Arbeitsplatz bevorzugst und es nicht scheust viele Stunden, für deine eigenen Projekte zu investieren, dann könnte eine selbstständige Tätigkeit sehr gut zu dir passen.
Für ein Angestelltenverhältnis geeignet: Wenn du es jedoch genießt fixe Arbeitszeiten zu haben, Überstunden generell ein Gräuel für dich sind und du dir unter keinen Umständen vorstellen kannst, am Wochenende zu arbeiten, dann solltest du lieber Abstand von einer selbstständigen Tätigkeiten nehmen.
4. Risikobereitschaft vs. sicheres Einkommen
Als Selbstständiger musst du zu Beginn oftmals dein eigenes Kapital einsetzen und es kann sehr lange dauern, bis deine Projekte und Aufträge Geld abwerfen. In diesem Fall wäre es günstig, wenn du einen finanziellen Rückhalt hast, falls zum Beispiel einmal für längere Zeit die Aufträge komplett ausbleiben sollten. Wenn du dich nicht in der glücklichen Lage befindest finanziellen Wohlstand zu genießen und du dennoch deinen Traum von der Selbstständigkeit leben möchtest, dann könntest du dir zum Beispiel ein zweites finanzielles Standbein aufbauen, so lange es deine zeitlichen Ressourcen zulassen. Gerade in der Anfangszeit ist dies oft schwierig, wenn man seine ganzen Kapazitäten in sein neues Herzensprojekt stecken möchte, auf der anderen Seite aber auch Rechnungen bezahlt werden müssen. Darum ist ein zweites finanzielles Standbein sicher kein Fehler.
Das klingt jetzt so, als würde man als Selbstständiger ständig um sein Einkommen zittern müssen. Doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen: Denn wenn man sich am Markt erst einmal etabliert hat und die eigene Leistung gut ankommt, ist es auch möglich ein hohes Einkommen durch die selbstständige Tätigkeit zu erwirtschaften.
Für die Selbstständigkeit geeignet: Wenn du finanziellen Rückhalt hast, bereit bist Eigenkapital zu verwenden oder kein Problem damit hast, mehrere Jobs gleichzeitig auszuüben, dann bist du hier an der richtigen Adresse!
Für ein Angestelltenverhältnis geeignet: Wenn du dir unter keinen Umständen vorstellen kannst zwei Jobs parallel zu machen, deine Freizeit dir sehr wichtig ist und du auch keinerlei finanzielles Risiko eingehen möchtest, solltest du eine selbstständige Tätigkeit besser nicht in Erwähnung ziehen.
5. Netzwerk ausbauen vs. sichere Auftragslage
Da dir als Selbstständiger deine Aufträge nicht von alleine zufliegen, solltest du dich schnell darin üben, ein guter Connecter zu sein. Bist du einmal in deiner Branche oder Szene bekannt, wird es einfacher, da dich zufriedene Kunden sicher gerne weiterempfehlen werden und du ab einem gewissen Punkt von alleine Anfragen für Aufträge bekommen wirst. Bis es soweit ist brauchst du jedoch Geduld und jede Menge Durchhaltevermögen, denn das wird bestimmt einige Zeit dauern.
Für die Selbstständigkeit geeignet: Wenn du quasi deine eigene One-Person-Show bist, gerne alle Bereiche gleichzeitig abdeckst, es dir leicht fällt ein großes Netzwerk an Beziehungen aufzubauen, um dir einen Namen in der jeweiligen Branche zu machen und du generell ein sehr aufgeschlossener Mensch bist, dann wirst du es damit sehr einfach haben.
Für ein Angestelltenverhältnis geeignet: Wenn du eher der schüchterne Typ bist oder dich einfach nicht gerne selbst um Aufträge kümmerst, dann solltest du besser einen Job als Angestellter bei einem Unternehmen suchen. Denn dort gibt es oftmals eine eigene Abteilung, die sich ausschließlich damit beschäftigt Aufträge an Land zu ziehen und selbst wenn du einmal deine Auftragsquote nicht erfüllst, ist dies nicht so dramatisch, da du trotzdem dein monatliches Gehalt ausgezahlt bekommst und nicht gleich am Hungertuch nagen musst.
Wie du siehst gibt es keine klare Antwort, was grundsätzlich besser ist. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Denn es kommt ganz darauf an, welcher Typ Mensch du bist und wie du arbeitest!
Eine mögliche Lösung: Der goldene Mittelweg
Die gute Nachricht lautet, es gibt nicht nur die „Alles oder Nichts“-Methode, wo du alles auf eine Karte setzt, sondern auch einen Mittelweg: Du kannst beispielsweise angestellt sein und nebenbei selbstständig arbeiten. Das ist in jedem Fall weniger risikoreich, da du immer noch ein festes Gehalt hast und durch deinen Hauptberuf sozial versichert bist.
Der Nachteil: Neben einem fixen Angestelltenverhältnis bleibt dir vermutlich wenig Zeit dich auf deine selbstständige Nebentätigkeit zu konzentrieren und du wirst dies vor allem in deiner Freizeit, spät abends, an den Wochenenden etc. tun müssen.
In jedem Fall solltest du deinen bisherigen Arbeitgeber um Erlaubnis fragen oder zumindest davon in Kenntnis setzen, dass du nebenbei freiberuflich arbeitest. Denn deine selbständige Tätigkeit darf dein Angestelltenverhältnis nicht einschränken oder behindern und in keinem Fall einen Wettbewerb zu deinem jetzigen Arbeitgeber und seinen Leistungen darstellen.
Strebst du eine solche Kombination aus verschiedenen Beschäftigungsformen an, ist es gut sich über die Meldepflicht, Sozialversicherung und ähnliche Themen, die damit in Verbindung stehen zu informieren.
Verschiedene Formen von Selbstständigkeit
Wenn du freiberuflich arbeitest, gibt es zudem wiederum verschiedene Formen. Zum einen kannst du ein neuer Selbständiger sein, zum anderen ein freier Dienstnehmer.
In Österreich gibt es zudem einige Förderungen für neue Selbstständige. Die wichtigsten Infos zu Förderungen und zur Sozialversicherung für neue Selbstständige findest du zum Beispiel auf der Seite der Wirtschaftskammer oder bei der Arbeiterkammer. Erfüllt man die notwendigen Voraussetzungen gibt es vom Arbeitsmarktservice (AMS) auch eine Möglichkeit auf die finanzielle Unterstützung für das eigene Unternehmen in Form eines Unternehmensgründungsprogramms.
Paula Currlescholz ist beispielsweise freischaffende Künstlerin und selbstständig tätig. Ihre Arbeit beschreibt sie „als Schulwoche, in der sie nur ihr Lieblingsfach hat“. Sie genießt die Freiheit das zu tun, worauf sie Lust hat, während sie das Finanzielle oft als Nachteil sieht. Dazu gehört auch von Zeit zu Zeit einen Auftrag anzunehmen, den sie von sich aus nicht gemacht hätte, sondern des Geldes wegen annimmt.
Zu ihren Tätigkeiten, neben dem Produzieren von Kunst, gehören beispielsweise auch Bürotätigkeiten, wie das Rechnungsschreiben. Besonders wichtig ist es als Selbstständige sich selbst organisieren zu können und Leidenschaft für das besitzen, was man tut.
Wenn also ein klassischer 9-to-5 Job nichts für dich ist, dann trau dich ruhig deinen eigenen Weg einzuschlagen und dich beispielsweise mit deinem eigenen Unternehmen selbstständig zu machen! So wie beispielsweise Franz und Astrid Dumfart, die sich ebenfalls den Traum erfüllt haben, sich selbstständig zu machen und nun gemeinsam Kinderbücher herausgeben.