Employer Branding: Mutige Ideen sind gefragt
Fachkräftemangel, demographischer Wandel, Konkurrenzdruck, Digitalisierung und Flexibilität. Das sind nur einige Stichwörter, mit denen sich Unternehmen immer stärker beschäftigen müssen. Wer sich davor drückt, steht „plötzlich“ vor einer Belegschaft mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren, falls nicht alle Mitarbeiter schon längst bei der Konkurrenz sind. Sinkende Umsätze, geringe Bekanntheit oder ein schlechter Ruf sind weitere Auswirkungen. Eine träge, müde und innovationslose Belegschaft mit einer „Das haben wir schon immer so gemacht“ -Mentalität bestimmt das Unternehmen. Zahlungsunfähigkeit und schlussendlich ein Insolvenzantrag können folgen. Eine Horrorstory? Ja, vielleicht. Aber weniger abwegig, als viele denken mögen.
Die heutige Zeit ist geprägt von ständigem Wandel. Unternehmen müssen sich immer wieder neu anpassen und brauchen dafür die besten Mitarbeiter. Sie müssen sich stetig von anderen Arbeitgebern abheben. Weg vom alleinigen Bewerben der eigenen Produkte, Dienstleistungen und Services, hin zur Bildung und Kommunikation einer Arbeitgebermarke. Das ist das Ziel des Employer Brandings und genau diesen Prozess dürfen Unternehmen nicht verschlafen!
Vom „nice to have“ zum „must have“
Unternehmen, die frühzeitig Employer Branding Maßnahmen einsetzten und Vorreiter waren, konnten sich allein dadurch bereits von der Konkurrenz abheben. Mittlerweile ist es aber nicht mehr nur ein nettes zusätzliches Angebot, sondern Bewerber fangen an, diese zu fordern. Sie wollen wissen, was sie von dem potenziellen neuen Arbeitgeber erwarten können. Sie wollen überzeugt werden, warum sie gerade dieses Unternehmen und nicht die Konkurrenz wählen sollen.
Daher sprießen extra Karriereseiten und eine Auflistung netter Arbeitgeberwerte mittlerweile förmlich aus dem Boden. Oft scheinen sie einfach vom Himmel zu fallen: wenig durchdacht, lieblos, immer die gleichen Floskeln zu Benefits, die eh schon jeder anbietet. Das reicht heutzutage nicht mehr aus. Employer Branding muss aus der Masse herausstechen! Es muss die Bewerber catchen und begeistern.
Langeweile war Gestern
Welche Möglichkeiten gibt es, sich von Konkurrenten abzuheben? Sie wünschen sich jetzt vermutlich eine Liste von kreativen, neuen Ideen, die sie einfach umsetzen können? Ja, das wäre wohl möglich, aber auch diese Ideen wären bald wieder veraltet und langweilig. Immer wieder neue Wege gehen, kreativ sein, sich mit neuen Trends im Employer Branding beschäftigen und die eigene Zielgruppe genau kennen. Dies sind Erfolgsgaranten für die Zukunft.
Wir zeigen ihnen nachfolgend einige Best Practice Beispiele, die belegen, dass Employer Branding nicht langweilig oder „von der Stange“ sein muss.
Nachfolgend: Einige Beispiele, die belegen, dass Employer Branding nicht langweilig oder „von der Stange" sein muss.
Ehrlich und Emotional: Daimler zeigt wie Employer Branding geht
Daimler legt bei seinen Promotion Videos schon immer Wert auf imposante Bilder und ausdrucksstarke, knackige Werbebotschaften, um ihre Produkte in Szene zu setzen. So emotional aufgeladen, dass sie für den ein oder anderen manchmal sogar zu viel des Guten sind.
Genau in dieser gewohnten Art und Weise beginnt das 2016 erschienene Employer Branding Video „Arbeiten bei Daimler – Das sind wir“. Es erscheint in den ersten Sekunden in der typischen, oben beschriebenen, Daimler-Manier. Ein imposantes, aber dennoch typisches Recruiting Video, wie man es von einem hohen Tier der Automobilbranche erwartet. Doch dann gibt es einen abrupten Schnitt, gefolgt von einer Selbstreflexion, dass diese Art der Werbung nicht mehr ausreicht. Es wird den potenziellen Bewerbern erklärt, dass Daimler selbst noch nicht weiß, wie die Zukunft ihrer Produkte aussehen wird. Dass sie Mitarbeiter suchen, die diesen Weg mitgestalten wollen, um gemeinsam Zukunft zu schreiben. Emotional gestaltet wie eh und je. Auf den Punkt gebracht wie eh und je. Aber doch ganz anders. Ehrlich, selbstkritisch, überraschend und richtig gut durchdacht. Genauso erreicht man heutzutage die Aufmerksamkeit beim Bewerber und hat die Chance sich die besten Bewerber herauszupicken.
„Bewerben und Gewinnen“: Klinik Bavaria
Die Klinik Bavaria hat ihren Sitz in einem majestätisch aussehenden Klinikgebäude in Kreischa, nur 30 Minuten von Dresden entfernt. Sie suchen anscheinend händeringend nach passenden Fachkräften und gehen dabei seit Kurzem äußerst kreativ und bewerberfokussiert vor. Abgesehen vom gelungenen Social Media Auftritt und den ebenso gelungenen Stellenanzeigen, bieten sie ihren Bewerbern flexibel gestaltete Arbeitsmöglichkeiten. Beispielsweise Teilzeitarbeit oder einen Flexibilitätspool für Mütter und Elternzeitrückkehrer, bei dem der Dienstplan zu einem großen Teil nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen gestaltet werden kann. Natürlich bieten viele andere Unternehmen auch Angebote dieser Art. Was macht diese Klinik nun so erwähnenswert?
Neben ihrer breit gefächerten Werbung, auf allen möglichen Kanälen, hat die Klinik kürzlich zusätzlich eine andere, sehr kreative, Idee umgesetzt, um Bewerber zu catchen. Sie haben ein Gewinnspiel gestartet: Unter allen Bewerbungen, die in einem bestimmten Zeitraum auf Stellen ihres Stellenportals eingingen, wurden drei Preise vergeben. Nicht irgendwelche Preise, sondern richtig dicke Gewinne!
- Luxus Urlaub für zwei Personen in einer Finca auf Mallorca
- „Wellness- und Porsche-Cabrio-Urlaub“ in Tirol, ebenso für zwei Personen
- Shopping-Wochenende für zwei Personen in London.
Wie erfolgreich diese werbewirksame Idee war? Man weiß es nicht. Kritik lässt sich sicher daran äußern, dass die Klinik mit dem Gewinnspiel nur auf die Quantität und nicht auf die Qualität der Bewerber abzielte. Auf jeden Fall ist es mal etwas Anderes und schafft zusätzliche Anreize, sich genau bei diesem Arbeitgeber zu bewerben. Letztlich kann man davon halten was man will. Honorieren sollte man dennoch, dass es Arbeitgeber gibt, die solche Anstrengungen unternehmen, um gute Fachkräfte zu bekommen und zu binden. Also seien Sie einfach kreativ!
Inspirationen für den etwas anderen Messestand
Es gibt viele verschiedene Messen, bei denen potenzielle Bewerber zum Greifen nah sind. Der erste Kontakt zwischen Bewerber und Unternehmen kann, richtig umgesetzt, die entscheidenden Weichen für eine Zukunft im Unternehmen stellen. Auch hier muss man aus der Masse hervorstechen, um das Interesse bei den Messebesuchern zu wecken. Der Einsatz besonderer Give Aways wird häufig als ausreichend angesehen. Jedoch liegt das Interesse dann häufig nicht beim Unternehmen, sondern lediglich beim Give Away. Schnell wird es in eine Tasche gestopft, welche vermutlich von einem anderen Messestand stammt, und schon ist der potenzielle Bewerber wieder weg. Sinn hat das wenig, bis keinen.
Hier einige gute, kreative Ideen, die schon andere Unternehmen auf Messen hatten:
- Sie haben einen schlechten Standort für ihren Stand erwischt? Für so einen Fall ist diese Idee besonders geeignet: Einen leeren Eisbecher z. B. am Eingang verteilen mit dem Hinweis, dass es beim „Stand x in Halle x“ kostenlos Eis gibt. Die beim Stand ankommenden Messebesucher bekommen dann am Stand ihr Eis aufgefüllt und können direkt angesprochen und vom Unternehmen überzeugt werden.
- Braucht man mehr Zeit zum Aufbauen eines Gesprächs, bietet es sich an, selbst gemachte Speisen (z. B. Obstsalat, Suppe oder Kuchen) auf einem Teller anzubieten, der aber zurückgegeben werden soll. So bleiben die Besucher in der unmittelbaren Nähe des Standes, um das Essen aufzuessen. Dabei können sie entspannt angesprochen werden oder sich mit den am Stand ausgestellten Materialien beschäftigen.
- Eine etwas kostspielige Variante, aber für manche Branchen absolut relevant: Gewinnen sie einen Prominenten aus der Branche für sich und lassen Sie ihn Werbematerial von sich auf der Messe für die Messebesucher unterschreiben. Schnell kann sich so eine Schlange bilden und in der Wartezeit besteht die Möglichkeit mit den Besuchern in Kontakt zu treten.
- Eine weitere Idee so richtig aufzufallen ist mit viel Aufwand verbunden. Cast Pharma hat ein Modell einer Immunzelle für den Messestand eines Kunden konzipiert und gebaut. Dabei ist das Innere der Zelle eine interaktive 3D-Welt, die die Besucher mit einem Endoskop bedienen können. Auf jeden Fall eine coole Idee, die neugierig macht und den Messebesucher zur Interaktion mit dem Unternehmen aufruft. Hier ein paar Infos und Bilder zu dieser tollen Virtual Reality Idee.
Sie sehen: Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten auf einer Messe aufzufallen. Nutzen Sie auch diesen Weg der Bewerberansprache optimal für sich, denn der persönliche Kontakt zu den Bewerbern kann Gold wert sein.